Orte der Erinnerung für die Opfer des Nationalsozialismus
im Kreis
Hameln-Pyrmont und angrenzenden Orten
Hemmendorf
Jüdischer Friedhof
Foto 2008
Lage und Größe: | am südlichen Dorfrand an
der nach Salzhemmendorf führenden Straße (schräg gegenüber dem
christlichen Friedhof); 251 qm |
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Bestand an Steinen: | keine; die Einfriedung
durch senkrecht stehende Sandsteinplatten gibt den alten Zustand
wieder |
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Daten zur Geschichte: | 1838 geschaffener
Vorgängerfriedhof nördlich vom alten Dorfkern gelegen
Bestattungen bis 1857 im Rahmen der Verkoppelung 1862 aufgegeben 1874 zuletzt bezeugt (innerhalb von Gärten liegend) der heutige Friedhof 1847 zuerst bezeugt 1938 durch Einwohner des Ortes völlig zerstört in den 60er Jahren vom Landesverband der niedersächsischen jüdischen Gemeinden gesetzter Gedenkstein 2011 vom Ortsrat aufgestellte Erinnerungstafel |
Foto links 2008; Foto rechts 2011
Der deutsche Text auf dem vom Landesverband der niedersächsischen jüdischen Gemeinden gesetzten Gedenkstein lautet:
In Zornes Groll barg
ich mein Antlitz
einen
Augenblick vor Dir
In ewiger Liebe erbarm
ich mich
Dein
Spricht Dein Erlöser
Der Ewige
(Jes. 54,8)
Zum Gedenken
An die Menschen die hier
Ihre Ruhe
fanden
Den Lebenden
Als Mahnung
Zur
Wachsamkeit
Der Text der Erinnerungstafel auf dem jüdischen Friedhof Hemmendorf lautet:
Der jüdische Friedhof Hemmendorf
Die jüdische Gemeinde in Hemmendorf besaß im 19. Jahrhundert zwei Bestattungsorte. Ein älterer, heute verschwundener Friedhof lag nördlich der Alten Heerstraße. Auf ihm war zwischen 1838 und 1858 beerdigt worden.
Der neue Friedhof wurde 1847 an dieser Stelle angelegt. Als er in der Pogromnacht des 9. November 1938 von Nationalsozialisten des Ortes geschändet und zerstört wurde, stand er voller Grabsteine. Der Bürgermeister gab das geräumte Grundstück anschließend zur Nutzung als Garten frei.
Nach Kriegsende wurde der Platz wiederhergestellt. Grabsteine waren nicht mehr aufzufinden, aber die ursprüngliche Einfriedung durch Sandsteinplatten konnte wieder aufgerichtet werden. Den Gedenkstein hat der Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen, dem das Grundstück gehört, in den 1960er Jahren aufstellen lassen.
Dieser Friedhof ist das letzte
Zeugnis jüdischen Lebens in Hemmendorf. Nach jüdischem Verständnis haben
Friedhöfe Ewigkeitsanspruch. Die Ruhe der Toten darf unter keinen
Umständen gestört werden.
Jüdisches Leben in Hemmendorf
Über 250 Jahre haben Juden in Hemmendorf gewohnt und gearbeitet und das dörfliche Leben bereichert. Vor allem im 19. Jahrhundert war das jüdische Leben mit zeitweise fünf Familien recht bedeutsam.
Die Geschichte der Juden in Hemmendorf endete gewaltsam in der Zeit des Nationalsozialismus. Damals lebten mit Plauts, Zeckendorfs und Catzensteins noch drei jüdische Familien im Ort.
Karl Zeckendorf wurde in der Pogromnacht am 9. November 1938 in das KZ Buchenwald verschleppt und starb dort am 21. November 1938 an schweren Misshandlungen.
Die drei letzten jüdischen Einwohnerinnen Hemmendorfs – Klara Plaut und die Schwestern Margarete und Thekla Zeckendorf – wurden am 28. März 1942 aus Hemmendorf in das Ghetto Warschau deportiert und ermordet.
Vier Hemmendorfer Jüdinnen wurden aus anderen Orten des Deutschen Reiches verschleppt und ermordet.
Selma Grüneberg, geborene Zeckendorf, wurde im Oktober 1941 aus Köln in das Ghetto Lodz deportiert. Dort starb sie am 4. Mai 1942.
Frieda Zeckendorf und ihre 17-jährige Tochter Hannelore wurden am 28. März 1942 aus Göttingen in das Ghetto Warschau verschleppt.
Sofie Blank wurde am 27. Juli 1942 von Köln in das Ghetto Theresienstadt deportiert, in das die Nazis ausschließlich ältere jüdische Menschen verschleppten. Dort starb sie am 23. August 1943.
Zwei Hemmendorfer Jüdinnen nahmen sich
angesichts ihrer bevorstehenden Deportation das Leben. Es handelt sich
um Margarethe Catzenstein (am 18. März 1942 in Frankfurt) und ihre
Tochter Elsa Nonne, geborene Catzenstein (am 14. Mai 1944 ebenfalls in
Frankfurt).
Text: | Bernhard Gelderblom | |
Auftraggeber: | Ortsrat Hemmendorf | |
Eingeweiht: | 2011 |
Gedenkstein für Julius Zeckendorf auf dem Kriegerdenkmal an der Hemmendorfer Kirche
Im Halbrund der Steine des Kriegerdenkmals an der Hemmendorfer Kirche findet sich ein Stein für den jüdischen „einjährigen kriegsfreiwilligen Gefreiten“ Julius Zeckendorf, gest. am 3. 5. 1916 in Düsseldorf.
Foto 1989