Kriegs- und Kriegerdenkmäler in Hameln und Umland
Rumbeck
Die „Friedenseiche“ in Rumbeck zur Erinnerung an den Deutsch-Französischen Krieg 1870/71
Diese Eiche steht neben der stillgelegten Landstraße zwischen Rumbeck und Hohenrode an der Weser.
Dazu gehören eine Sandstein-Stele mit Inschrift und sechs eingegrabene, im rechten Winkel angeordnete scheibenförmige Steine.
Inschrift:
Die Frie-
dens Eiche
Andenken
Des glorreich
erkämpften
Frieden mit
Frankreich im
Jahre 1871
Die Rumbecker haben den Friedensschluss vom Mai 1871 nicht erst abgewartet, sondern wurden schon nach dem Vorfrieden von Versailles aktiv. Das zeigt eine Rechung des Dorfschmiedes. Er hatte im April für 5 Silbergroschen
„4 Bikken [und] 9 beitels gescherft zu den Fridenstein und 4 bikken gescherft“.
Damit sind offenbar „Picken“ und „Beitel“ gemeint - Werkzeuge zur Bearbeitung des Sandsteines, die er mehrmals instandsetzte.
Im Oktober war die Anlage längst fertig, und es wurden für 20 Silbergroschen
„3 Neue Ein geschweißte Haken zu den Denkmahl gemacht“.
Der Sinn dieser Haken ist aus heutiger Sicht nicht klar, aber es muss sich um
die Anlage mit dem Friedensstein handeln, denn ein anderes Denkmal gab es nicht.
Beachtenswert:
Ein Baum ist als Naturgegenstand frei von jeder Aggressivität, die ein Kunstwerk ausdrücken kann.
Dieser Baum feiert nicht einen glorreich errungenen „Sieg“, sondern einen „Frieden“.
„Friedenseichen“ gibt es in ganz Deutschland. Die meisten erinnern an den Krieg 1870/71, einige aber, wie z.B. die in Evestorf bei Wennigsen, an die „Völkerschlacht“ bei Leipzig 1813.
Fotos 1 u. 2: Erik Hoffmann 2013,
Fotos 3 u. 4: StA Bückeburg
Quelle: StA Bückeburg, Dep. 59 Ru Nr. 49
Autor: Erik Hoffmann
Ehrenmal in Rumbeck für die Opfer des Ersten und Zweiten Weltkrieges
Standort: Auf dem Friedhof am östlichen Ortseingang
Denkmal WK I, errichtet 1922
Ausführung: Bildhauer Röhrig, Eschershausen
Obelisk aus Sandsteinblöcken mit Schmuckreliefs
Oben: Eisernes Kreuz im Ehrenkranz mit Bändern umflochten
Unten: Stahlhelm vor Schwert und Laubwerk
Das kubische Unterteil, ebenfalls aus Sandstein, trägt an den Ecken Voluten und auf allen vier Seitenflächen erhaben ausgeführte Inschriften.
Inschrift vorn:
Ihren im Weltkriege
1914 - 1918
gefallenen Helden
die dankbare Gemeinde
Fern von der Heimat
nach blutigem Streit
für Heimat und Ehre
dem Tode geweiht,
von Liebe und Dankbarkeit
schmerzlich betreut,
schlummert in Frieden
bis Gotteshand führt
Euch ins himmlische
Vaterland
Auf den übrigen Flächen sind die Namen von 47 Gefallenen und Vermissten verzeichnet. Angegeben sind auch Dienstgrad, Datum und Einsatzland.
Der 5,50 m hohe und in Einzelteile zerlegte Obelisk war per Bahn von Eschershausen nach Hessisch Oldendorf verfrachtet und von dort mit sechs Pferdewagen nach Rumbeck gebracht worden. Am Sonntag, dem 27. März 1922 fand die Einweihung statt.
Wie praktisch immer in diesen Fällen war der örtliche Kriegerverein federführend, hier sein Vorsitzender August Siegmann. In Anwesenheit des Vorstandes des Kreiskriegervereins und der anderen dörflichen Vereine enthüllte Amtsrat Rohde aus Rinteln „unter vorausgehenden kerndeutschen Worten“ das Denkmal. Pastor Bürgener aus Fuhlen hielt die „Weiherede“ und verlas die Namen der Gefallenen und Vermissten. Lieder und Gedichtvorträge umrahmten die Feier.
Die Schaumburger Zeitung schließt ihren Bericht mit dem Wunsche:
„Sei dieser Ehrenstein unserer Jugend eine Erinnerung an einstige deutsche Einigkeit und Stärke, eine Mahnung für die Zukunft,“ - nein, nicht eine Mahnung zum Frieden, sondern - „für das Vaterland das Höchste einzusetzen und sei es das Leben!“
Dieser Geist beherrschte die Zeit und die Erziehung der Jugend.
Denkmal WK II, errichtet 1962
Zwei Stelen-förmige Flügel aus Thüster Kalksteinen gemauert, mit je drei Inschriftenplatten aus Sandstein.
Entwurf: Bauingenieur Beste
Ausführung: Stein- u. Bildhauerei Wedemeier, Fuhlen
Inschrift des östlichen Flügels:
+ + +
UNSERE
GRÄBER MAHNEN:
BITTET GOTT UM FRIEDEN!
GEWIDMET DENEN,
DIE AN DER FRONT, IN DER HEIMAT
UND AUF DER FLUCHT IHR LEBEN
HERGABEN.
Der westliche Flügel nennt unter drei Eisernen Kreuzen und den Jahreszahlen „1939 – 1945“ die Namen von 49 Gefallenen. Im Gegensatz zu den Tafeln des I. Weltkrieges hat man hier auf weitere Angaben wie Dienstgrad usw., verzichtet. Ebenso deutlich ist der Unterschied beim Inhalt der „Mahnung“. Nach zwei Weltkriegen ist nicht mehr vom soldatischen Heldentum die Rede, sondern vom „Frieden“.
Schon 1950 waren an dieser Stelle Holztafeln aufgestellt worden, die inzwischen vollständig verwittert waren. Auf Beschluss des Gemeinderates begannen im Dezember 1961 die Vorarbeiten zur Erweiterung, und im Januar 1962 erhielt Steinmetz Wedemeier den Auftrag im Werte von 3780 DM, einschließlich der Reinigung des alten Denkmals.
Die Ortsgruppe des Bundes der Vertriebenen hatte alternativ folgenden Widmungstext vorgeschlagen:
Unseren ostdeutschen Soldaten, unseren auf
der Flucht, in Lagern und durch Bomben
umgekommenen Brüdern und Schwestern
gewidmet
Der Gemeinderat votierte jedoch nach „einer längeren Aussprache, an der sich auch Zuhörer beteiligten“, einstimmig für den oben genannten.
Am 3. Juni 1962 wurde die Einweihung gefeiert.
Das Foto zeigt die zeremonielle Teilnahme einer Abordnung der Bundeswehr, die damit ihr Traditionsverständnis demonstrierte, sowie die Vertreter der örtlichen Vereine mit ihren Fahnen, im Vordergrund sicher die Mitglieder der „Kyffhäuserkameradschaft“ - gemäß dem Leitsatz des Kyffhäuserbundes: „Wir bekennen uns zu den Leistungen der deutschen Soldaten in Vergangenheit und Gegenwart“ (Webseite des Kyffhäuser Bund e.V.).
Man darf immer wieder fragen, ob die Inanspruchnahme der Gefallenen und Vermissten für einen vorgeblich sinnstiftenden Traditionszusammenhang ihrem Schicksal und ihrer Rolle wirklich gerecht wird. Die als „Helden“ und „Kameraden“ Gefeierten waren allesamt Opfer (zum Teil leider auch Täter) – aber die Angehörigen trauern um Söhne, Väter, Ehemänner, Brüder ...
Es folgte noch ein behördliches Katz- und Maus-Spiel.
Der Dorfpolizist hatte wohl nicht das beste Verhältnis zum Bürgermeister, denn er denunziert ihn an den Landkreis in Rinteln:
„Die Gemeinde Rumbeck hat das Ehrenmal am Friedhof Rumbeck erweitert. Eine baubehördliche Genehmigung liegt nicht vor. [...] Ich bitte um Kenntnisnahme und um weitere Veranlassung.“
Der Bürgermeister zeigt sich widersetzlich. Er antwortet spitzfindig, die Erweiterung des Ehrenmals sei nicht am, sondern auf dem Friedhof vorgenommen worden, und deshalb sei ein Bauantrag nicht erforderlich, da die Mauerflügel in Form und Aussehen „einem größeren Grabstein gleichen“.
Der Oberkreisdirektor belehrt ihn, dass das Bauwerk sehr wohl genehmigungspflichtig sei und die „entsprechenden Anträge hierzu umgehend eingereicht werden“ müssen.
Die einmonatige Frist lässt die Gemeinde verstreichen, und der Oberkreisdirektor muss eine Erinnerung schicken.
Die Gemeinde wartet wieder einen Monat und reicht dann eine „Aufnahme des Ehrenmals mit Tafel“ beim Bauamt ein.
Der Oberkreisdirektor verlangt aber, „ein Foto vom Ehrenmal mit Baubeschreibung und Lageplan […] in doppelter Ausfertigung einzureichen. Die jetzt eingereichten Unterlagen sind nicht vollständig. […]“
Rumbeck reagiert drei Wochen lang nicht. Wieder muss der Landkreis anmahnen.
Schließlich reicht die Gemeinde einen kompletten Bauantrag ein, und im April 1963 wird der Rohbau abgenommen.
Fotos 1 - 3: Erik Hoffmann 2014
Foto 4: StA Bückeburg
Quellen:
- StA Bückeburg Dep. 59. Ru Nr. 88
- StA Bückeburg Dep. 59. Ru Nr. 127
- Schaumburger Zeitung, Rinteln, 27.03.1922; 28.03.1922
Autor: Erik Hoffmann