Die Dokumentation der Opfer der NS-Herrschaft
in der Stadt Hameln und im Landkreis Hameln-Pyrmont
 

 
 
Renaux, Maurice

Belgier, wurde am 27. Januar 1903 in Antwerpen-Ekeren geboren. Der Fabrikant wohnte in Antwerpen, Avenue Margrave 118.
Maurice Renaux war als Widerstandskämpfer offenbar an vielen Sabotage- und Spionageaktivitäten für die Alliierten beteiligt. Aufgrund einer Denunziation nahm ihn die Geheimen Feldpolizei am 9. Oktober 1941 in seinem Haus in Antwerpen fest und brachten ihn noch am selben Tag in das zentrale deutsche Wehrmachtsgefängnis Brüssel-St. Gilles.
Der letzte Kontakt zu seiner Ehefrau datiert vom Dezember 1941. Sein „spurloses Verschwinden“ danach war die gewollte Folge des berüchtigten „Nacht- und Nebel“-Erlasses vom Dezember 1941.
Am 30. Januar 1942 wurde Maurice Renaux heimlich nach Deutschland verschleppt, in das Gestapo-Gefängnis Brauweiler bei Köln. Nach über acht Monaten in der Gewalt der Gestapo gehörte er am 17. Oktober 1942 zu einem Transport belgischer NN-Gefangener in das Gefängnis Bochum.
Am 22. Mai 1943 kam Maurice Renaux mit einem großen Sammeltransport von 150 NN-Gefangenen in das Zuchthaus Hameln. Für NN-Gefangene bestand auch in Hameln eine strenge Isolationshaft mit Informations- und Kontaktverbot.
Am 12. Dezember wurde Maurice Renaux in das Strafgefangenenlager Esterwegen weiterverlegt. Hier verurteilte ihn das vor Ort tagende Sondergericht Essen zu „lebenslänglich“.
Seit Februar 1944 zählte Maurice Renaux zu den über 1500 NN-Häftlingen, die zwischen 1942 und 1945 im Zuchthaus Sonnenburg/Neumark in Ostbrandenburg strikt isoliert waren und überharte, für viele zum Tod führende Zwangsarbeit leisten mussten.
Maurice Renaux erkrankte an Scharlach, konnte die Krankheit aber mit Hilfe eines belgischen Medizin-Studenten überwinden. Bis Ende 1943 soll er in einem (Zuchthausaußen-)Lager bei Königsberg/Neumark im Arbeitseinsatz gewesen sein, wo er sich eine schwere Lungenentzündung zuzog.
Als die deutsche Justiz die NN-Gefangenen im Herbst 1944 an die Gestapo auslieferte und die Rote Armee näher rückte, wurden Gefangene aus Sonnenburg in das KZ Sachsenhausen verschleppt, unter ihnen Maurice Renaux.
Mit Ankunft im Oktober 1944 kam er in das KZ-Außenlager der Heinkel-Flugzeugwerke in Oranienburg.
Am 17. Februar 1945, mithin Wochen vor der Räumung des KZ Sachsenhausen im April vor der Roten Armee, gehörte Maurice Renaux zu einem 300köpfigen Transport, der vom Lager Heinkel zum KZ Mauthausen bei Linz in Österreich abging. Die Häftlinge sollen in offenen Waggons eisiger Kälte ausgesetzt gewesen und kaum versorgt worden sein, sodass nur wenige lebend angekommen seien. Maurice Renaux soll zu den Opfern dieses Todestransports gehört haben.
Wenn hingegen die Datierung seines Todes auf März 1945 stimmte, wäre er kurz nach Ankunft in Mauthausen gestorben.

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Sonnenburg