Die Dokumentation der Opfer der NS-Herrschaft
in der Stadt Hameln und im Landkreis Hameln-Pyrmont
2. Die Opfer unter den Gefangenen des Zuchthauses Hameln
Todesorte 2
2.4 Nach der Verschleppung aus dem Zuchthaus Hameln in andere Strafanstalten
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Goormaghtigh, Gustav
Belgier, wurde am 8. Januar 1876 in Ostende geboren. Der Ingenieur wohnte in Mons, Boulevard des Etats Unis 123.
Als Widerstandskämpfer am 31. März 1942 bei „Nacht und Nebel“ verhaftet und zunächst im Gefängnis von Mons festgehalten, wurde Gustav Goormaghtigh am 7. August 1942 als NN-Gefangener heimlich nach Deutschland in das Untersuchungsgefängnis Bochum verschleppt. Der Berliner „Volksgerichtshof“ verurteilte ihn in einem Massenprozess gegen Widerstandskämpfer am 26. Februar 1943 wegen „Feindbegünstigung“ zu einer hohen Freiheitsstrafe.
Zusammen mit vielen anderen kurz zuvor verurteilten Belgiern und Franzosen kam Gustav Goormaghtigh wenig später aus dem Gefängnis Bochum in das Zuchthaus Hameln.
Mit einem Sammeltransport von 80 westeuropäischen, vor allem belgischen Widerstandskämpfern wurde Gustav Goormaghtigh am 19./20. Mai 1943 in das Zuchthaus Sonnenburg/Neumark in Ostbrandenburg verlegt.
Gustav Goormaghtigh starb am 11. Oktober 1943 im Zuchthaus Sonnenburg.
Gruppenzugehörigkeit: Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Sonnenburg
Goossens, Marcel Leon
Belgier, wurde am 30. Oktober 1908 in Borsbeke bei Antwerpen geboren. Der Wachtmeister wohnte in Dendermonde, Leopold Laan 11.
Als Widerstandskämpfer und Mitglied einer „deutschfeindliche(n) Geheimorganisation“ in Ostflandern 1942 bei „Nacht und Nebel“ verhaftet und heimlich nach Deutschland verschleppt, kam Marcel Goossens in einer Gruppe von 13 belgischen NN-Gefangenen über das Strafgefängnis Vechta am 15. September 1943 in das Zuchthaus Hameln.
Der Berliner „Volksgerichtshof“ verurteilte Goossens und 20 andere belgische NN-Gefangene aus Hameln zwischen dem 20. und 22. Oktober wegen „Feindbegünstigung“ und teils wegen „Freischärlerei“ zum Tode.
Anschließend nach Hameln zurückverlegt, wurden die 21 Männer am 9. November 1943 zur Hinrichtung in das Zuchthaus Brandenburg gebracht.
Marcel Leon Goossens war einer von 13 Männern, die am 22. November 1943 mit dem Fallbeil getötet wurden.
Gruppenzugehörigkeit: Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Brandenburg
Govaert, Armandus
Belgier, wurde am 17. Juni 1891 in Berlacre geboren. Der Kraftfahrer wohnte in Aalst, Binnenstr. 117.
Als „Unterführer“ einer Widerstandsgruppe bei „Nacht und Nebel“ verhaftet, wurde Armandus Govaert heimlich nach Deutschland in das Untersuchungsgefängnis Bochum verschleppt.
Am 22. Mai 1943 kam Govaert mit einem großen Sammeltransport von 150 NN-Gefangenen aus Bochum in das Zuchthaus Hameln.
Der Berliner „Volksgerichtshof“ verurteilte Armandus Govaert und 20 andere belgische NN-Gefangene aus Hameln zwischen dem 20. und 22. Oktober wegen „Feindbegünstigung“ und teils wegen „Freischärlerei“ zum Tode.
Anschließend nach Hameln zurückverlegt, wurden die 21 Männer am 9. November 1943 zur Hinrichtung in das Zuchthaus Brandenburg gebracht.
Armandus Govaert war einer von drei Männern, die am 10. Dezember 1943 mit dem Fallbeil getötet wurden.
Gruppenzugehörigkeit: Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Brandenburg
Grandjean, Jules
Belgier, wurde am 22. März 1899 in Bellefontaine in der wallonischen Provinz Luxembourg geboren. Der Priester wohnte in Willerzie, Provinz Namur, rue grande 13.
Jules Grandjean war im Widerstand aktiv, indem er offenbar Unterstützer rekrutierte und sich an der Verbreitung der Untergrundpresse beteiligte. Im März 1942 warb er einen Helfer an, dem er die illegalen Zeitungen „La Libre Belgique“ und „Voix des Belges“ zum Weiterverteilen übergab.
Am 11. Mai 1942 „bei Nacht und Nebel“ verhaftet und in das deutsche Wehrmachtsgefängnis Lüttich eingeliefert, wurde Jules Grandjean vermutlich zur Jahreswende 1942/43 heimlich nach Deutschland in das Gefängnis Bochum verschleppt. Hier wurde er vor dem Sondergericht Essen angeklagt (und verurteilt?).
Mit einem Sammeltransport von zehn NN-Gefangenen, darunter der „Légion Belge“-Führer André Duesberg und seine Mitstreiter (s. die entsprechenden Namensartikel), traf Jules Grandjean am 8. September 1943 im Zuchthaus Hameln ein. Wie für NN-Gefangene allgemein angeordnet, hätte Jules Grandjean in Hameln in Isolationshaft mit Informations- und Kontaktverbot sitzen müssen. Trotzdem soll aber geduldet worden sein, dass ihn – und andere Geistliche – der katholische Gefängnispfarrer seelsorgerisch betreute.
Am 29. April 1944 wurde Jules Grandjean zusammen mit knapp 70 Belgiern und Franzosen des genannten Transports in das von alliierten Bomben nicht bedrohte Zuchthaus Groß Strehlitz in Oberschlesien weiterverlegt, den zentralen Zielort für NN-Verschleppte seit Frühjahr 1944 und bis zur Deportation in KZs im Herbst 1944.
Vermutlich mit Räumung dieses Zuchthauses am 30. Oktober 1944 vor der herannahenden Roten Armee wurde Jules Grandjean auf einen mörderischen Todesmarsch zum KZ Groß Rosen in Niederschlesien gezwungen, dem Hunderte seiner zumeist belgischen Leidensgenossen zum Opfer fielen.
Als das KZ Anfang Februar 1945 ebenfalls geräumt wurde, musste Jules Grandjean einen Todesmarsch zum KZ Mittelbau-Dora in Thüringen mitmachen, den er nicht überlebte.
Jules Grandjean starb am 11. Februar 1945 noch auf der Strecke zum KZ Mittelbau-Dora oder aber in diesem KZ.
Gruppenzugehörigkeit: Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Groß Strehlitz
Groenwoet, Marcel
Belgier, wurde am 7. August 1909 in Charleroi geboren. Der Gastwirt wohnte in Gent, rue de l´hopital militaire.
Marcel Groenwoet war in Gent Sektionsleiter der Widerstandsgruppe „B.V.L.“ (niederl.: „Bevrijdingsleger“ / „Belgisch Vrijwilligerslegioen“; franz.: „A.L.“ = „armée de la libération“). Seit 1941 beteiligte er sich an der Verbreitung von Flugblättern und Untergrundzeitungen wie der konservativen „La Libre Belgique“. Die deutsche „Sicherheitspolizei“ (SiPo-SD) verhaftete ihn am 9. Mai 1942 „bei Nacht und Nebel“ und sperrte ihn in das deutsche Wehrmachtsgefängnis Gent.
Von dort wurde Marcel Groenwoet am 30. Juli 1942 heimlich nach Deutschland in das Gefängnis Bochum verschleppt.
Am 22. Mai 1943 kam Marcel Groenwoet mit einem großen Sammeltransport von 150 NN-Gefangenen in das Zuchthaus Hameln. Für NN-Gefangene bestand auch in Hameln eine strenge Isolationshaft mit Informations- und Kontaktverbot.
Nach wenigen Monaten, am 15. September 1943, wurde Marcel Groenwoet in das Strafgefangenenlager Esterwegen, eines der KZ-artigen Moorlager im Emsland, verschleppt.
Damit teilte er das Schicksal von mehr als 50 Männern des NN-Transportes vom 22. Mai 1943, die zumeist Anfang 1944 von Hameln nach Esterwegen kamen.
Die Justiz lieferte Marcel Groenwoet im Mai 1944 an die Gestapo aus, die ihn in das KZ Sachsenhausen deportierte.
Im Sommer 1944 gehörte er zu den zahlreichen NN-Gefangenen, die in das wegen seiner hohen Todesrate besonders berüchtigte KZ Natzweiler-Struthof im Elsass verschleppt wurden. Dessen erst 1944 errichtete Außenlager im Raum Balingen auf der Schwäbischen Alb benötigten dringend Arbeitskräfte für den Abbau von Ölschiefer.
Marcel Groenwoet starb am 30. November 1944 im KZ-Außenlager Erzingen bei Balingen.
Gruppenzugehörigkeit: Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Esterwegen