Die Dokumentation der Opfer der NS-Herrschaft
in der Stadt Hameln und im Landkreis Hameln-Pyrmont
2. Die Opfer unter den Gefangenen des Zuchthauses Hameln
Todesorte 2
2.4 Nach der Verschleppung aus dem Zuchthaus Hameln in andere Strafanstalten
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Joly, Marcel
Belgier, wurde am 18. Januar 1920 in Halle bei Brüssel geboren. Der Soldat a.D. wohnte in Brüssel, rue Victor Lemet.
Marcel Joly war Mitglied einer der größten Widerstandsgruppen Belgiens, der „M.N.B“ (franz.: „Mouvement National Belge“). Die Geheime Feldpolizei nahm ihn am 7. Mai 1942 in seiner Wohnung „bei Nacht und Nebel“ fest und brachte ihn in das zentrale deutsche Wehrmachtsgefängnis Brüssel-St. Gilles.
Am 23. Dezember 1942 wurde er heimlich nach Deutschland in das Gefängnis Bochum verschleppt.
Am 22. Mai 1943 kam Marcel Joly mit einem großen Sammeltransport von 150 NN-Gefangenen in das Zuchthaus Hameln. Für NN-Gefangene bestand auch in Hameln eine strenge Isolationshaft mit Informations- und Kontaktverbot.
Am 29. April 1944 wurde Marcel Joly zusammen mit knapp 70 Belgiern und Franzosen des genannten Transports in das von alliierten Bomben nicht bedrohte Zuchthaus Groß Strehlitz in Oberschlesien weiterverlegt, den zentralen Zielort für NN-Verschleppte seit Frühjahr 1944 und bis zur Deportation in KZs im Herbst 1944.
Mit Räumung dieses Zuchthauses am 30. Oktober 1944 vor der herannahenden Roten Armee wurde Marcel Joly auf einen mörderischen Todesmarsch zum KZ Groß Rosen in Niederschlesien gezwungen, dem Hunderte seiner zumeist belgischen Leidensgenossen zum Opfer fielen.
Als das KZ Anfang Februar 1945 ebenfalls geräumt wurde, musste Marcel Joly einen Todesmarsch zum KZ Mittelbau-Dora in Thüringen mitmachen, den er nicht überlebte.
Marcel Joly starb am 13. April 1945 im befreiten KZ Mittelbau-Dora („Baracke 17“), zwei Tage nach Ankunft der US-Truppen.
Gruppenzugehörigkeit: Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Groß Strehlitz
Josée, Maurice
Belgier, wurde am 9. Januar 1905 in Brüssel geboren. Der Polizeioffizier wohnte in Brüssel-Anderlecht, Avenue d´Itterbeek 254. Er war verheiratet und hatte ein Kind.
Als Widerstandskämpfer an Spionageaktionen beteiligt, wurde Maurice Josée am 27. März 1942 in seiner Wohnung „bei Nacht und Nebel“ von der Geheimen Feldpolizei festgenommen und zunächst in das zentrale deutsche Wehrmachtsgefängnis Brüssel-St. Gilles eingeliefert.
Im September in das Wehrmachtsgefängnis Lüttich weiterverlegt, wurde Maurice Josée am 23. September 1942 heimlich nach Deutschland in das Gefängnis Bochum verschleppt.
Am 22. Mai 1943 kam Maurice Josée mit einem großen Sammeltransport von 150 NN-Gefangenen aus dem Gefängnis Bochum in das Zuchthaus Hameln. Für NN-Gefangene bestand auch in Hameln eine strenge Isolationshaft mit Informations- und Kontaktverbot.
Am 29. April 1944 wurde Maurice Josée zusammen mit knapp 70 Belgiern und Franzosen des genannten Transports in das von alliierten Bomben nicht bedrohte Zuchthaus Groß Strehlitz in Oberschlesien weiterverlegt, den zentralen Zielort für NN-Verschleppte seit Frühjahr 1944 und bis zur Deportation in KZs im Herbst 1944.
Am 30. Oktober 1944 wurde Maurice Josée auf einen mörderischen Todesmarsch zum KZ Groß Rosen in Niederschlesien gezwungen, dem Hunderte seiner zumeist belgischen Leidensgenossen zum Opfer fielen. Als das KZ Anfang Februar 1945 ebenfalls geräumt wurde, musste Maurice Josée an einem der Todesmärsche nach Westen (zu den KZs Buchenwald, Mittelbau-Dora oder Flossenbürg) teilnehmen.
Wie viele andere, die unterwegs vor Erschöpfung starben oder ermordet wurden, erreichte Maurice Josée das Ziel nicht, sondern kam nur bis Bautzen. Ob er im örtlichen Zuchthaus untergebracht wurde, ist nicht bekannt.
Maurice Josée starb im März 1945 in Bautzen.
Gruppenzugehörigkeit: Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Groß Strehlitz
Kasielke, Erich
wurde am 10. November 1909 in Unterberg in Westpreußen geboren. Der Arbeiter wohnte in Hamburg, Elbestr. 13 oder 33.
Am 13. Juli 1943 nach „Kriegssonderstrafrecht“ verurteilt, saß Erich Kasielke zunächst im Zuchthaus Celle ein.
Am 8. August 1944 wurde er mit einem Transport von 100 Gefangenen in das Zuchthaus Hameln verlegt.
Wie die Mehrzahl der Transportteilnehmer kam er in das neu eingerichtete Zuchthaus-Außenlager Holzen zum mörderischen Arbeitseinsatz; diesen überlebten mindestens 36 Mann der Erstbelegung nicht lange. Seit September erkrankte Erich Kasielke mehrfach, so dass er um den 20. November 1944 zurück nach Hameln gebracht wurde.
Anschließend musste er vermutlich als Mitglied eines Außenkommandos in der Rüstungsfabrik Domag Schwerstarbeit verrichten.
Erich Kasielke gehörte einem knapp 20köpfigen Transport vor allem vormaliger Celler Häftlinge an, der am 18. Januar 1945 zum Zuchthaus Celle abging.
Ab dem 25. Januar 1945 gehörte Erich Kasielke dem „Kommando Rott“ an; dieses Außenkommando war bei Ovelgönne am mörderischen Arbeitseinsatz beim Ausbau eines Kalischachtes für die Rüstungsproduktion beteiligt.
Am Tag der Befreiung des Außenlagers, dem 12. April 1945, starb Erich Kasielke im Zuchthaus-Lazarett Celle, vermutlich an den erlittenen Strapazen.
Er wurde auf dem Waldfriedhof Celle bestattet.
Gruppenzugehörigkeit: Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Celle
Kereckes, Franz
Ungar, wurde am 10. Dezember 1911 in Reschitza in Rumänien geboren. Der Landarbeiter wohnte in Plaggenschale bei Bersenbrück.
Am 18. August 1942 nach „Kriegssonderstrafrecht“ zu einer drastischen Freiheitsstrafe verurteilt, musste Franz Kereckes die ersten Jahre seiner Strafzeit im Zuchthaus Celle verbringen.
Am 8. August 1944 wurde er mit einem Transport von 100 Gefangenen in das Zuchthaus Hameln verlegt.
Wie die Mehrzahl der Transportteilnehmer kam Kereckes in das neu eingerichtete Zuchthaus-Außenlager Holzen zum mörderischen Arbeitseinsatz; diesen überlebten mindestens 36 Mann der Erstbelegung nicht lange. Noch im August und auch im September erkrankte Franz Kereckes, so dass er vermutlich Ende 1944 zurück nach Hameln gebracht wurde.
Kereckes gehörte einem knapp 20köpfigen Transport vor allem vormaliger Celler Häftlinge an, der am 18. Januar 1945 zum Zuchthaus Celle abging.
Franz Kereckes starb am 5. März 1945 im Zuchthaus Celle, vermutlich infolge der erlittenen Strapazen.
Gruppenzugehörigkeit: Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Celle
Kokke, Petrus
Belgier, wurde am 23. September 1901 in Ravels bei Turnhout geboren. Der Steinmetz wohnte in Ravels, Werandestr. 24.
Als Widerstandskämpfer am 28. Mai 1942 in Ravels bei „Nacht und Nebel“ verhaftet und zunächst im Gefängnis von Brüssel-St. Gilles festgehalten, wurde Petrus Kokke am 25. Juli 1942 als NN-Gefangener heimlich nach Deutschland in das Gefängnis Wuppertal verschleppt. Das Sondergericht Essen verurteilte ihn am 29. Januar 1943 wegen „verbotenen Waffenbesitzes“ zu einer hohen Freiheitsstrafe.
Zusammen mit vielen anderen kurz zuvor verurteilten Belgiern und Franzosen kam Petrus Kokke wenig später in das Zuchthaus Hameln.
Mit einem Sammeltransport von 80 westeuropäischen, vor allem belgischen Widerstandskämpfern wurde Kokke am 19./20. Mai 1943 in das Zuchthaus Sonnenburg/Neumark in Ostbrandenburg verlegt.
Vermutlich seit November 1944 war Petrus Kokke Häftling im KZ Sachsenhausen und wohl bis zum 21. März 1945 im Außenlager Heinkel-Flugzeugwerke in Oranienburg im Arbeitseinsatz.
Petrus Kokke starb nach dem 21. März 1945, vermutlich als eines der Opfer des mörderischen Todesmarsches von Sachsenhausen in Richtung Parchim.
Nach Auskunft des belgischen Historikers Cyriel Verbeek (email vom 13.9.2014) ist die Verfolgungsgeschichte des Petrus Kokke besonders tragisch: Infolge eines familiären Konflikts wurde Kokke aus seinem persönlichen Umfeld wegen Waffenbesitzes angezeigt; nach seiner Verurteilung setzte sich sein Sohn bei der Besatzungsmacht vergeblich für ihn ein. Nach dem Krieg musste der Verräter seine Tat mit fünf Jahren Gefängnis büßen.
Gruppenzugehörigkeit: Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Sonnenburg