Die Dokumentation der Opfer der NS-Herrschaft
in der Stadt Hameln und im Landkreis Hameln-Pyrmont
2. Die Opfer unter den Gefangenen des Zuchthauses Hameln
Todesorte 1 (in Hameln, in Holzen und auf Todesmärschen)
2.1 Zuchthaus Hameln und andere Todesorte in der Stadt
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Gerlach, Walter Julius Albert
wurde am 20. April 1905 in Rüstringen geboren. Der Klavierbauer wohnte in Wilhelmshaven, Halligenweg 38.
Seit 1940 aufgrund einer Verurteilung nach „Kriegssonderstrafrecht“ in Haft, wurde Walter Gerlach am 8. August 1944 mit einem Sammeltransport von 100 Gefangenen aus dem Celler in das Hamelner Zuchthaus verlegt.
Wie die Mehrzahl der Transportteilnehmer kam er unverzüglich in das neu eingerichtete Zuchthaus-Außenlager Holzen zum mörderischen Arbeitseinsatz; diesen überlebten mindestens 36 Mann der Erstbelegung nicht lange. Die erlittenen Strapazen ließen Walter Gerlach erkranken, so dass er bald als „nicht außenarbeitsfähig“ nach Hameln zurückverlegt wurde.
Walter Gerlach starb am 26. Dezember 1944 im Zuchthaus und wurde auf dem Friedhof Wehl bestattet (Feld C I/27).
Giese, Theophil
wurde am 4. April 1897 in Lesniczowka bei Lublin als geboren. Der Kraftfahrer war Angehöriger der deutschen Minderheit in Polen, war aber schon vor längerer Zeit nach Deutschland gezogen und wohnte mit seiner Frau in Hannover, Nordfelderreihe 22.
Seit 1943 aufgrund einer Verurteilung nach „Kriegssonderstrafrecht“ in Haft, wurde Giese am 16. Mai 1944 in das Zuchthaus Hameln verlegt.
Theophil Giese starb am 9. August 1944 im Stadtkrankenhaus Hameln, in das er vermutlich wegen einer schweren Erkrankung gekommen war, und wurde auf dem Friedhof Wehl bestattet (F I/55). Mit 16 weiteren zumeist ausländischen Zuchthaus-Toten sowie 23 toten Zwangsarbeitern wurde Giese im März 1972 auf Feld F II umgebettet (F II/231) und erhielt einen beschrifteten Grabstein.
Giesecke, August Ernst Wilhelm
wurde am 20. Februar 1891 in Sibbesse im Kreis Hildesheim geboren. Der Tiefbauarbeiter wohnte in Hildesheim, Orleansstr. 75.
Seit 1943 in Haft, wurde Giesecke am 16. Mai 1944 in das Zuchthaus Hameln verlegt.
August Ernst Wilhelm Giesecke starb am 4. Februar 1945 im Zuchthaus und wurde auf dem Friedhof Wehl bestattet (Feld C I/8).
Golstein, Marinus
Niederländer, wurde am 19. Juni 1922 in Amsterdam geboren. Er wohnte in seiner Heimatstadt. Seit Anfang 1943 war er in Elmshorn in Schleswig-Holstein als Gärtner im Arbeitseinsatz; im August wurde als Adresse eine Gärtnerei in Fürstenau, Haselünnerstraße, genannt.
Im Oktober 1943 verhaftete ihn die örtliche Polizei unter anderem unter dem Vorwurf des Diebstahls. Marinus Golstein saß zunächst in Fürstenau in Untersuchungshaft, ab November 1943 in Elmshorn. Nachdem er von dort am 11. Februar 1944 in das Gerichtsgefängnis Kiel eingeliefert worden war, verurteilte ihn das Sondergericht Kiel am 15. Februar 1944 nach 'Kriegssonderstrafrecht' zu einer zweijährigen Zuchthausstrafe.
Nach kurzem Haftaufenthalt in Hamburg kam Marinus Golstein am 4. März 1944 in das Zuchthaus Celle; von dort wurde er am 26. August 1944 mit einem Transport von 50 Gefangenen in das Zuchthaus Hameln verlegt.
Wie die Mehrzahl der Transportteilnehmer kam er unverzüglich in das Zuchthaus-Außenlager Holzen zum mörderischen Arbeitseinsatz; diesen überlebten mindestens 36 Mann der Erstbelegung nicht lange. Die erlittenen Strapazen ließen Marinus Golstein bald erkranken, so dass er als 'nicht außenarbeitsfähig' nach Hameln zurückverlegt wurde. Hier musste er in der Korbflechterei arbeiten.
Marinus Goldstein starb nach der Befreiung am 14. Mai 1945 im UNRRA-Hospital „Hermannschule“ in Hameln und wurde auf dem Friedhof Wehl bestattet (F II/30).
Seit seiner Umbettung Ende 1953 befindet sich sein Grab auf dem Seelhorster Friedhof in Hannover (19f/C44).
Details zu Golsteins Zwangsaufenthalt in Deutschland und das Jahr der Umbettung laut emails von Nachkommen vom 15. Juni 2021 und vom 27. April 1022. Laut email vom Juni 2021 hatte die Familie bis vor wenigen Wochen vom Schicksal des Marinus Golstein keine Kenntnis.
Götze, Rudolf
wurde am 17. April 1887 in Friedrichsdorf im Kreis Luckau geboren. Der Landarbeiter wohnte in Oranienburg, Am Kanal 52.
Seit 1944 in Haft, kam Götze am 15. Februar 1945 im Zuge der Räumung frontnaher Strafanstalten im Osten mit einem vielköpfigen Sammeltransport in das Zuchthaus Hameln, vermutlich aus dem Zuchthaus Brandenburg oder einer weiter östlich – so auch im besetzten Polen – gelegenen Strafanstalt. Er gehörte zu den über 40 Teilnehmern, die den Transport nicht lange überlebten.
Rudolf Götze starb am 16. März 1945 im Zuchthaus-Lazarett und wurde auf dem Friedhof Wehl ohne Sarg in einem doppelt belegten Grab bestattet (Feld C I/44). 1946/47 erhielt er einen beschrifteten Grabstein (zusammen mit Wilhelm Wolter).