Die Dokumentation der Opfer der NS-Herrschaft
in der Stadt Hameln und im Landkreis Hameln-Pyrmont
 

2.  Die Opfer unter den Gefangenen des Zuchthauses Hameln

     Todesorte 2

2.4  Nach der Verschleppung aus dem Zuchthaus Hameln in andere Strafanstalten

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Meys, Hendrik

Belgier, wurde am 15. August 1901 in Lanaken geboren. Der Gastwirt wohnte in Hasselt, Harveldtstr. 109.
Als Widerstandskämpfer vermutlich 1942 bei „Nacht und Nebel“ verhaftet, wurde Hendrik Meys als NN-Gefangener heimlich nach Deutschland verschleppt, vermutlich in das Untersuchungsgefängnis Bochum. Das Sondergericht Essen verurteilte ihn am 4. März 1943 wegen „verbotenen Waffenbesitzes“ zu einer hohen Freiheitsstrafe.
Hendrik Meys wurde am 7. April oder am 22. Mai 1943 aus dem Gefängnis Bochum in das Zuchthaus Hameln verlegt. Für den späteren Termin spricht, dass an diesem Tag ein großer Sammeltransport mit 150 NN-Gefangenen aus Bochum in Hameln eintraf.
1944 zählte Hendrik Meys zu den belgischen Gefangenen des Zuchthauses Groß Strehlitz. Vermutlich kam er am 29. April 1944 mit einem vielköpfigen NN-Gefangenentransport von Hameln nach Groß Strehlitz. Anschließend wurde er in das KZ Flossenbürg verschleppt.
Im April 1945 gehörte Hendrik Meys zu den vielen Tausend Häftlingen, die von der SS auf einen mörderischen Todesmarsch in Richtung Dachau getrieben wurden.
Hendrik Meys kam Ende April 1945 bei Dachelhofen im Kreis Schwandorf ums Leben.

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Sonnenburg

Micenus, Antoni

Pole, wurde am 17.5.1919 in Krakau geboren. Der Maurer wohnte in Krakau.
Vermutlich seit 1944 saß Antoni Micenus unter dem Vorwurf des Einbruchdiebstahls in einem Gefängnis im besetzten Polen in Untersuchungshaft, wahrscheinlich in Krakau.
Mit einem Transport von 50 zumeist polnischen Untersuchungshäftlingen aus Strafanstalten im besetzten Polen, die mit Näherrücken der Ostfront geräumt wurden, kam Antoni Micenus am 8. August 1944 in das Zuchthaus Hameln.
Eine Woche später, am 16. August, ging der gesamte Transport nach Celle ab und traf noch an demselben Tag im Zuchthaus Celle ein.
Antoni Micenus starb am 23. September 1944 im Zuchthaus-Lazarett Celle.

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Celle

Mijs (Muys), Petrus

Belgier, wurde am 29. Juli 1923 in Moerzeke geboren. Der Bäcker wohnte in Berlaere, Deeldreev 99.
Als Widerstandskämpfer am 12. Oktober 1942 in Berlaere bei „Nacht und Nebel“ verhaftet und zunächst im Gefängnis von Gent festgehalten, wurde Petrus Mijs am 24. März 1943 als NN-Gefangener heimlich nach Deutschland in das Untersuchungsgefängnis Bochum verschleppt, anschließend für mehrere Monate in das Strafgefangenenlager Esterwegen, eines der KZ-artigen Moorlager im Emsland.
Von dort kam Petrus Mijs über das Strafgefängnis Vechta zusammen mit zwei anderen belgischen NN-Gefangenen am 15. September 1943 in das Zuchthaus Hameln.
Der „Volksgerichtshof“ Berlin verurteilte Mijs in einem Massenprozess gegen Widerstandskämpfer am 21. Oktober 1943 wegen „Landesverrats“ zu einer drastischen Freiheitsstrafe.
Gemeinsam mit drei Verurteilten dieses Prozesses wurde Petrus Mijs am 26. Januar 1944 in das Zuchthaus Sonnenburg/Neumark in Ostbrandenburg verlegt.
Petrus Mijs war später Häftling im KZ Sachsenhausen, vermutlich seit November 1944, womöglich aber erst seit Anfang 1945, nachdem Sonnenburger Gefangene beim Herannahen der Ostfront auf einen Todesmarsch Richtung Westen gezwungen worden waren.
Petrus Mijs starb – vermutlich im Februar 1945 – im KZ Sachsenhausen.

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Sonnenburg

Mölder, Franz

wurde am 1. Dezember 1916 in Duisburg-Beeck geboren. Der Schlosser wohnte in Duisburg-Beeck, Hubertusstr. 4.
Nach dem „Kriegssonderstrafrecht“ 1941 zu einer langjährigen Freiheitsstrafe verurteilt, wurde Franz Mölder am 28. Juli 1943 in das Zuchthaus Hameln eingeliefert.
Franz Mölder flüchtete mit seinem Mithäftling Kurt Schober von der Zuchthaus-Außenarbeitsstelle Mertens – die Teppichfabrik betrieb derzeit Rüstungsproduktion – und wurde nach Wiederergreifung wie sein Gefährte vom NS-Sondergericht Hannover zum Tode verurteilt.
Beide Männer kamen zur Hinrichtung in die Strafanstalt Wolfenbüttel.
Franz Mölder wurde am 7. November 1944 in der dortigen Hinrichtungsstätte mit dem Fallbeil getötet.
Mölders Grab befindet sich auf dem Stadtfriedhof Lindenerstraße in Wolfenbüttel.

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Wolfenbüttel

Morceaux, Benjamin Oktave

Belgier, wurde am 25. Dezember 1902 in Brugelette bei Mons geboren. Der Büroangestellte wohnte in Mons, Chemin de Jonques 20.
Als Widerstandskämpfer am 4. April 1942 bei „Nacht und Nebel“ verhaftet und zunächst im Gefängnis von Mons festgehalten, wurde Benjamin Morceaux am 7. August 1942 als NN-Gefangener heimlich nach Deutschland in das Untersuchungsgefängnis Bochum verschleppt und anschließend vorübergehend in die Haftanstalt Wuppertal. Der Berliner „Volksgerichtshof“ verurteilte ihn in einem Massenprozess gegen Widerstandskämpfer am 26. Februar 1943 wegen „Feindbegünstigung“ zu einer hohen Freiheitsstrafe.
Zusammen mit vielen anderen kurz zuvor verurteilten Belgiern und Franzosen kam Benjamin Morceaux wenig später aus dem Gefängnis Bochum in das Zuchthaus Hameln.
Mit einem Sammeltransport von 80 vor allem belgischen Widerstandskämpfern wurde Benjamin Morceaux am 19./20. Mai 1943 in das Zuchthaus Sonnenburg/Neumark in Ostbrandenburg verlegt.
Benjamin Morceaux starb am 11. November 1944 im Zuchthaus Sonnenburg.

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Sonnenburg