Die Dokumentation der Opfer der NS-Herrschaft
in der Stadt Hameln und im Landkreis Hameln-Pyrmont
 

2.  Die Opfer unter den Gefangenen des Zuchthauses Hameln

     Todesorte 2

2.4  Nach der Verschleppung aus dem Zuchthaus Hameln in andere Strafanstalten

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Opsomer, Joseph Albert

Belgier, wurde am 22. März 1918 in Korteijk geboren. Der Büroangestellte wohnte in Orroir, Villa Sommerlust.
Als Widerstandskämpfer am 27. Juni 1942 in Orroir bei „Nacht und Nebel“ verhaftet und zunächst in den Gefängnissen von Courtrai und Brüssel-St. Gilles festgehalten, wurde Joseph Opsomer am 2. September 1942 als NN-Gefangener heimlich nach Deutschland in das Untersuchungsgefängnis Bochum verschleppt. Das Sondergericht Essen verurteilte ihn in einem Massenprozess gegen Widerstandskämpfer am 16. Dezember 1942 wegen „verbotenen Waffenbesitzes“ zu einer hohen Freiheitsstrafe.
Zusammen mit vielen anderen kurz zuvor verurteilten Belgiern und Franzosen kam Joseph Opsomer Anfang 1943 aus dem Gefängnis Bochum in das Zuchthaus Hameln.
Mit einem Sammeltransport von 80 vor allem belgischen Widerstandskämpfern wurde Opsomer am 19./20. Mai 1943 in das Zuchthaus Sonnenburg/Neumark in Ostbrandenburg verlegt.
Seit dem 14. November 1944 war Joseph Opsomer Häftling im KZ Sachsenhausen und seit 26. November im Außenlager Heinkel-Flugzeugwerke in Oranienburg im Arbeitseinsatz.
Von Sachsenhausen führte sein Leidensweg am 26. Februar 1945 weiter in das KZ Mauthausen.
Joseph Opsomer kam am 7. März 1945 im KZ Mauthausen ums Leben.

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Sonnenburg

Parent, Octave Clement

Belgier, wurde am 4. März 1909 in Péronnes-lez-Antoing bei Tournai geboren. Der Gendarm wohnte in Mons, Provinz Hainaut (Hennegau), rue du Rossignol 1.
Octave Parent war Mitglied der königstreuen „Légion Belge“, die 1944 in der „armée secrète“, der größten, konservativen Widerstandsorganisation Belgiens, aufging. Wegen Übermittlung von militärischen Informationen an die Alliierten wurde er am 22. Juni 1942 „bei Nacht und Nebel“ mit mehreren Mitstreitern am Bahnhof von Mons festgenommen.
Diese durchliefen ganz oder teils dieselben Stationen der Gefangenschaft und überlebten nicht (s. Namensartikel Duesberg, Lestarquit, Wauters und Zavaro).
Die Geheime Feldpolizei brachte Octave Parent noch am selben Tag in das deutsche Wehrmachtsgefängnis Mons. Über das Wehrmachtsgefängnis Charleroi wurde er vermutlich im Frühjahr 1943 in das grausige KZ Breendonk bei Mechelen verschleppt, das einzige KZ auf belgischem Boden.
Wohl am 20. August 1943 wurde Octave Parent heimlich nach Deutschland in das Gefängnis Essen weiterverschleppt.
Hier dürfte der Staatsanwalt des vor Ort tagenden „Volksgerichtshofes“ Berlin im Rahmen eines Sammelverfahrens Anklage erhoben haben. Jedoch ist über einen etwaigen Prozess nichts bekannt. Die Tatvorwürfe müssen gravierend gewesen sein, denn das höchste NS-Gericht zog nur „schwere Fälle“ der NN-Verfahren an sich.
Octave Parent gehörte zu einem Sammeltransport von zehn NN-Gefangenen, der am 8. September 1943 in Hameln eintraf, unter ihnen André Duesberg, Louis Lestarquit, Etienne Wauters und Emile Zavaro. Für NN-Gefangene bestand auch in Hameln eine strenge Isolationshaft mit Informations- und Kontaktverbot.
Am 29. April 1944 wurde Octave Parent zusammen mit knapp 70 Belgiern und Franzosen in das derzeit noch fernab des Bombenkriegs liegende Zuchthaus Groß Strehlitz in Oberschlesien weiterverlegt, den zentralen Zielort für NN-Verschleppte seit Frühjahr 1944 und bis zur Deportation in KZs im Herbst 1944.
Mit Räumung dieses Zuchthaus am 30. Oktober 1944 vor der herannahenden Roten Armee wurde Octave Parent auf einen mörderischen Todesmarsch zum KZ Groß Rosen in Niederschlesien gezwungen, dem Hunderte seiner vornehmlich belgischen Leidensgenossen zum Opfer fielen, darunter auch die vier oben genannten.
Octave Parent starb am 9. Dezember 1944 im KZ Groß Rosen.

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Groß Strehlitz

Pichola, Josef

Pole, wurde am 17. September 1923 in Wies-Wielka-Wola geboren. Der Arbeiter wohnte in Wies-Wielka-Wola.
Er war zuletzt in Helmstedt im Einsatz, vermutlich als Zwangsarbeiter.
Am 8. Oktober 1941 nach „Kriegssonderstrafrecht“ zu einer mehrjährigen Freiheitsstrafe verurteilt, kam Josef Pichola aus dem Gefängnis Hannover zur Strafverbüßung in das Zuchthaus Hameln.
Nachdem er den Großteil der Strafe abgesessen hatte, wurde er am 22. April 1944 in das Gefängnis Hannover zurückverlegt.
Später muss er nach Celle gekommen sein, denn Josef Pichola starb am 11. Februar 1945 im Zuchthaus Celle.

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Celle

Raets, Viktor

Belgier, wurde am 8. September 1905 in Edegem geboren. Der Buchdrucker wohnte in Berghem in der Provinz Antwerpen, Transwaalstr. 26.
Als Widerstandskämpfer am 6. April 1942 bei „Nacht und Nebel“ verhaftet und zunächst im Gefängnis von Antwerpen festgehalten, wurde Viktor Raets am 7. August 1942 als NN-Gefangener heimlich nach Deutschland in das Untersuchungsgefängnis Bochum verschleppt. Das Sondergericht Essen verurteilte ihn in einem Massenprozess gegen Widerstandskämpfer am 17. Dezember 1942 wegen „verbotenen Waffenbesitzes“ zu einer hohen Freiheitsstrafe.
Zusammen mit vielen anderen kurz zuvor verurteilten Belgiern und Franzosen kam Viktor Raets Anfang 1943 aus dem Gefängnis Bochum in das Zuchthaus Hameln.
Mit einem Sammeltransport von 80 westeuropäischen, vor allem belgischen Widerstandskämpfern wurde Viktor Raets am 19./20. Mai 1943 in das Zuchthaus Sonnenburg/Neumark in Ostbrandenburg verlegt.
1945 war Viktor Raets Häftling im „Arbeitserziehungslager“ Bremen-Farge. Wann und über welche Zwischenstationen er dorthin gelangt ist, ist nicht bekannt.
Viktor Raets starb am 3. März 1945 im „AEL“ Bremen-Farge.

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Sonnenburg

Reiser, Johann Peter

Luxemburger, wurde am 11. August 1904 in Useldingen-Everlingen nordwestlich von Luxemburg-Stadt geboren. Ob der Eisenbahner dort auch wohnte, ist nicht überliefert.
Johann Peter Reiser wurde wegen „verbotenen Rundfunkempfangs“ verhaftet und am 29. September 1943 in das Gefängnis Luxemburg-Grund verschleppt.
Sicherlich verurteilte ihn das deutsche Sondergericht Luxemburg Anfang 1944 zu einer mehrjährigen Zuchthausstrafe.
Zur „Strafverbüßung“ wurde Johann Peter Reiser am 3. März 1944 nach Deutschland in das Zuchthaus Rheinbach bei Bonn verlegt.
Wie viele ausländische politische und andere Gefangene kam Johann Peter Reiser im Zuge der Räumung frontnaher Strafanstalten im Westen mit einem vielköpfigen Sammeltransport aus Rheinbach am 16. September 1944 in das Zuchthaus Hameln.
Nach wenigen Tagen, am 26. September, wurde Johann Peter Reiser zusammen mit 200 zumeist ausländischen Gefangenen auf Transport in das Zuchthaus Bernau in Oberbayern gesetzt.
Während diese Gefangene fast alle im Frühjahr 1945 die Befreiung erlebten, wurde Johann Peter Reiser im Januar 1945 in das KZ Dachau verschleppt.
Johann Peter Reiser starb am 8. Februar 1945 im KZ Dachau.

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Weitere