Die Dokumentation der Opfer der NS-Herrschaft
in der Stadt Hameln und im Landkreis Hameln-Pyrmont
 

2.  Die Opfer unter den Gefangenen des Zuchthauses Hameln

     Todesorte 3

2.5  Nach der Auslieferung an die Gestapo
 und der Verschleppung in Gestapogefängnisse, KZs und Ghettos

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Matzdorf, Wilhelm

wurde am 26. Januar 1992 in Stadtoldendorf im Kreis Holzminden geboren. Der Fabrikant, der jüdischen Glaubens war, wohnte in Stadtoldendorf, Hoopsstr. 7.
Als rassisch Verfolgter seit 1937 in Haft, wurde Matzdorf am 31. Januar 1939 für die letzten acht Monate seiner Strafzeit in das Zuchthaus Hameln eingeliefert.
Am 3. Oktober 1939 vermerkte die Zuchthausverwaltung: „Matzdorf ist der Polizei Hameln zwecks Inschutzhaftnahme überstellt worden.“ Die Polizei hielt ihn für die Gestapo Braunschweig im Gerichtsgefängnis fest, um ihn am 19. Oktober 1939 um 5.45 Uhr in das Gestapogefängnis Braunschweig zu „überführen“. Ab 18. April 1940 und bis zu seinem Tod am 28. Januar 1942 war Matzdorf Häftling im KZ Sachsenhausen.
Matzdorfs Ehefrau Alice, geb. Frank, die wegen Depressionen in eine Bonner psychiatrische Privatklinik gekommen war, wurde im Februar 1941 in der Gaskammer der Tötungsanstalt Hadamar ermordet – ein Opfer der NS-Euthanasie.

Merk, Heinrich

wurde am 12. Januar 1897 in Stetten geboren. Der Geistliche wohnte in Kloster Reichenbach bei Regensburg.
Seit 1936 in Haft, wurde er am 24. Februar 1941 für das letzte halbe Jahr seiner Strafzeit in das Zuchthaus Hameln eingeliefert.
Seine Entlassung am 11. September 1941 aus dem Zuchthaus bedeutete für Merk nicht Freiheit, sondern „Schutzhaft“, zunächst im Hamelner Gerichtsgefängnis. Die Polizei Hameln sorgte am 17. Juni 1941 für die „Überführung“ an die Gestapo Regensburg, die ihn am 17. November 1941 in das KZ Flossenbürg verschleppte. Dort kam Merk am 21. Mai 1942 ums Leben.

Meyenberg, Karl

wurde am 26. Juli 1887 in Sarstedt im Kreis Hildesheim geboren. Der Arbeiter wohnte in Hannover, Fernroderstr. 14.
Seit kurzem in Haft, wurde er am 16. Juli 1936 in das Zuchthaus Hameln eingeliefert und nach einem Monat für ein knappes Jahr in das Zuchthaus Celle verlegt. Seit 27. Juli 1939 wieder in Hameln, saß Meyenberg bis zum Ende seiner Strafzeit, das am 28. April 1938 erreicht war, hier ein.
Anschließend wurde er, so die Zuchthausverwaltung, „der Polizei Hameln zwecks Übernahme in polizeiliche Vorbeugehaft übergeben“. Er dürfte über das Gerichtsgefängnis Hameln und das Gestapogefängnis Hannover in das KZ Sachsenhausen gekommen sein. Von dort am 6. September 1940 in das Dachau verschleppt, war Meyenburg ab 12. Juli 1941 im KZ Buchenwald, wo er nach wenigen Wochen, am 22. August 1941, umkam.

Meyer, Kurt

wurde am 27. November 1905 in Paderborn geboren. Der Viehhändler, der jüdischen Glaubens war, wohnte in Paderborn, Rembergstr. 10.
Schon Jahre zuvor zu einer längeren Freiheitsstrafe verurteilt, wurde Kurt Meyer am 21. Dezember 1941 in das Zuchthaus Hameln eingeliefert, um nach knapp einem Jahr, am 13. November 1942, mit einem vielköpfigen Transport zumeist jüdischer Langzeit-Gefangener in das Zuchthaus Celle weiterverlegt zu werden.
Lange vor Ablauf seiner Strafe, am 22. Mai 1943, wurde Kurt Meyer zusammen mit weiteren 18 jüdischen Häftlingen in das KZ Auschwitz verschleppt und zu einem unbekannten Zeitpunkt weiter in das KZ Mauthausen. Dort kam Kurt Meyer am 15. April 1945 um.

Meyer, Wilhelm

wurde am 21. September 1905 in Soltau geboren. Der Tischler wohnte in Soltau, Wisselhövederstr. 1.
Als KPD-Aktivist kurz zuvor verurteilt, wurde Wilhelm Meyer am 18. November 1937 in das Zuchthaus Hameln eingeliefert.
„Mit dem Tage seiner Entlassung“ am 14. Januar 1940 wurde er von der Polizei Hameln auf „Anweisung“ der Gestapo Lüneburg in „Schutzhaft“ genommen und in das Gerichtsgefängnis „überführt“ und drei Tagen später in das Gestapogefängnis Hannover. Anschließend sicherlich ununterbrochen KZ-Häftling wurde Wilhelm Meyer zu einem unbekannten Zeitpunkt in das KZ Auschwitz verschleppt und von dort am 25. Januar 1945 in das KZ Mauthausen „evakuiert“, d.h. er gehörte zu den Tausenden von Häftlingen, die im Januar 1945 auf Todesmärschen Richtung Westen getrieben wurden. Im mörderischen Außenlager Melk an der Donau (Niederösterreich) wurde Wilhelm Meyer am 22. März 1945 ums Leben gebracht.