Die Dokumentation der Opfer der NS-Herrschaft
in der Stadt Hameln und im Landkreis Hameln-Pyrmont
 

2.  Die Opfer unter den Gefangenen des Zuchthauses Hameln

     Todesorte 2

2.4.2  Nach der Verschleppung aus dem Zuchthaus Hameln in andere Strafanstalten -
 Andere Strafanstalten sowie Hinrichtungsstätten
 
 Zuchthaus Groß Strehlitz in Oberschlesien

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Gansemans, Corneille

Belgier, wurde am 2. Juni 1898 in Brüssel-Uccle geboren. Der Bankbeamte wohnte in Brüssel-Woluwé-Saint-Lambert, Avenue du Couronnement 104.
Als Mitglied einer Brüsseler Widerstandsgruppe engagierte sich Corneille Gansemans seit 1. August 1940 bei der Verbreitung der im Untergrund erscheinenden konservativen Zeitung „La Libre Belgique“ und anderer besatzerfeindlicher Blätter; auch soll er an Spionageaktivitäten beteiligt gewesen sein. Die Geheime Feldpolizei nahm ihn am 10. Juli 1942 bei „Nacht und Nebel“ fest und sperrte ihn in das zentrale deutsche Wehrmachtsgefängnis Brüssel-St. Gilles.
Am 19. Dezember 1942 wurde Corneille Gansemans heimlich nach Deutschland in das Gefängnis Bochum verschleppt.
Am 22. Mai 1943 kam Corneille Gansemans mit einem großen Sammeltransport von 150 NN-Gefangenen aus Bochum in das Zuchthaus Hameln. Für NN-Gefangene bestand auch in Hameln eine strenge Isolationshaft mit Informations- und Kontaktverbot.
Am 29. April 1944 wurde Corneille Gansemans zusammen mit knapp 70 Belgiern und Franzosen des genannten Transports in das von alliierten Bomben nicht bedrohte Zuchthaus Groß Strehlitz in Oberschlesien weiterverlegt, den zentralen Zielort für NN-Verschleppte seit Frühjahr 1944 und bis zur Deportation in KZs im Herbst 1944.
Mit Räumung dieses Zuchthauses am 30. Oktober 1944 vor der herannahenden Roten Armee wurde Gansemans auf einen mörderischen Todesmarsch zum KZ Groß Rosen in Niederschlesien gezwungen, den er wie viele seiner zumeist belgischen Leidensgenossen nicht lange überlebte.
Corneille Gansemans starb am 13. Januar 1945 im KZ Groß Rosen.

Gillard, Paul

Belgier, wurde am 25.August 1921 in Brüssel-Ixelles geboren. Der Student wohnte in Salzinnes bei Namur, rue de la Chapelle 17.
Paul Gillard war im Widerstand an Sabotageaktivitäten beteiligt. Die Geheime Feldpolizei nahm ihn am 28. September 1942 bei „Nacht und Nebel“ fest und sperrte ihn zunächst in das deutsche Wehrmachtsgefängnis Namur.
Über das zentrale deutsche Wehrmachtsgefängnis Brüssel-St. Gilles wurde Paul Gillard vermutlich um die Jahreswende 1942/43 heimlich nach Deutschland in das Gefängnis Bochum verschleppt.
Am 22. Mai 1943 kam Paul Gillard mit einem großen Sammeltransport von 150 NN-Gefangenen aus Bochum in das Zuchthaus Hameln. Für NN-Gefangene bestand auch in Hameln eine strenge Isolationshaft mit Informations- und Kontaktverbot.
Am 1. März 1944 wurde Paul Gillard über Hannover in das KZ-artige Moorlager Börgermoor im Emsland verschleppt, vermutlich weil das „zuständige“ Strafgefangenenlager Esterwegen vollkommen überfüllt war.
Über 50 Männer des genannten NN-Transportes kamen zumeist Anfang 1944 von Hameln nach Esterwegen, während knapp 70 Männer dieses Transportes im April 1944 in das oberschlesische Zuchthaus Groß Strehlitz gebracht wurden, den zentralen Zielort für NN-Verschleppte seit Frühjahr 1944 und bis zur Deportation in KZs im Herbst 1944.
Paul Gillard kam am 15. März 1944, wie viele NN-Gefangene aus den Emslandlagern, ebenfalls auf Transport in das von alliierten Bomben nicht bedrohte Zuchthaus Groß Strehlitz.
Am 24. September 1944, nach einem halben Jahr, als die Justiz die NN-Gefangenen vermehrt an die Gestapo auslieferte, wurde Paul Gillard nach Brieg südlich von Breslau verschleppt, wo ein Außenlager des KZ Groß Rosen bestand.
Mit Räumung des KZ vor der heranrückenden Roten Armee ab 22. Januar 1945 wurde Paul Gillard auf einen Todesmarsch Richtung Westen gezwungen, der vermutlich das KZ Buchenwald (oder das KZ Mittelbau-Dora) zum Ziel hatte.
Dort kam Paul Gillard jedoch nicht an, wie viele andere Leidensgenossen, die unterwegs vor Erschöpfung starben oder ermordet wurden.
Über Langenbielau (15. Februar 1945) und Zeitz (8. März 1945) war, erreichte er Halle/Saale. Ob er im örtlichen Zuchthaus untergebracht wurde, ist nicht bekannt.
Paul Gillard starb am 2. April 1945 in Halle/Saale, kurz vor der Befreiung der Stadt.

Gilles, Francois

Belgier, wurde am 27. März 1921 in Namur, Wallonien, geboren. Der ehemalige Soldat wohnte in Namur, rue Francois Dufer 30.
Francois Gilles gehörte einer Widerstandsgruppe an, die Sabotageaktionen durchführte. Deshalb wurden er und andere Gruppenmitglieder von der deutschen „Sicherheitspolizei“ (SiPo-SD) am 7. August 1942 bei „Nacht und Nebel“ verhaftet und zunächst in das deutsche Wehrmachtsgefängnis Namur gebracht, von dort am 25. Dezember 1942 in das zentrale deutsche Wehrmachtsgefängnis Brüssel-St. Gilles.
Am 27. Dezember 1942 wurde Francois Gilles heimlich nach Deutschland in das Gefängnis Bochum verschleppt.
Am 22. Mai 1943 kam Francois Gilles mit einem großen Sammeltransport von 150 NN-Gefangenen aus Bochum in das Zuchthaus Hameln. Für NN-Gefangene bestand auch in Hameln eine strenge Isolationshaft mit Informations- und Kontaktverbot.
Am 1. März 1944 wurde Francois Gilles in das Strafgefangenenlager Esterwegen, eines der KZ-artigen Moorlager im Emsland, verschleppt.
Über 50 Mann des genannten NN-Transportes kamen zumeist Anfang 1944 von Hameln nach Esterwegen, während knapp 70 Mann dieses Transportes im April 1944 in das oberschlesische Zuchthaus Groß Strehlitz gebracht wurden, den zentralen Zielort für NN-Verschleppte seit Frühjahr 1944 und bis zur Deportation in KZs im Herbst 1944.
Francois Gilles kam im Verlauf des Jahres 1944, wie viele andere NN-Gefangene aus Esterwegen, ebenfalls auf Transport in das von alliierten Bomben nicht bedrohte Zuchthaus Groß Strehlitz.
Mit Räumung dieses Zuchthauses am 30. Oktober 1944 vor der herannahenden Ostfront wurde Francois Gilles auf einen mörderischen Todesmarsch zum KZ Groß Rosen in Niederschlesien gezwungen, dem Hunderte seiner zumeist belgischen Leidensgenossen zum Opfer fielen.
Als das KZ bis Anfang Februar 1945 ebenfalls geräumt wurde, musste Francois Gilles einen Todesmarsch Richtung Westen, zum KZ Mittelbau-Dora in Thüringen, mitmachen, den er nicht überlebte.
Francois Gilles soll am 6. März 1945 in Nordhausen gestorben sein, also wohl im KZ Mittelbau-Dora.
Auch das KZ Buchenwald (das auf der Strecke nach Mittelbau-Dora liegt) wird als Todesort genannt.

Glineur, Paul

Belgier, wurde am 8. Juni 1899 in Nivelles in Wallonisch-Brabant südlich von Brüssel geboren. Der Postangestellte wohnte im benachbarten Pont-à-Celles, rue Liberte 1.
Paul Glineur war im Widerstand an der Fluchthilfe für abgeschossene alliierte Piloten und andere von der deutschen Besatzungsmacht Verfolgte beteiligt. Die Geheime Feldpolizei verhaftete ihn am 17. September 1942 und sperrte ihn für fast ein Jahr in das zentrale deutsche Wehrmachtsgefängnis Brüssel-St. Gilles.
Am 28. August 1943 wurde Paul Glineur heimlich nach Deutschland in das Gefängnis Essen verschleppt.
Mit einem Sammeltransport von zehn NN-Gefangenen, darunter der „Légion Belge“-Führer André Duesberg und seine Mitstreiter (s. die entsprechenden Namensartikel), traf Paul Glineur am 8. September 1943 im Zuchthaus Hameln ein. Für NN-Gefangene bestand auch in Hameln eine strenge Isolationshaft mit Informations- und Kontaktverbot.
Am 29. April 1944 wurde Paul Glineur zusammen mit knapp 70 Belgiern und Franzosen in das von alliierten Bomben nicht bedrohte Zuchthaus Groß Strehlitz in Oberschlesien weiterverlegt, den zentralen Zielort für NN-Verschleppte seit Frühjahr 1944 und bis zur Deportation in KZs im Herbst 1944.
Mit Räumung dieses Zuchthauses am 30. Oktober 1944 vor der herannahenden Roten Armee wurde Paul Glineur auf einen mörderischen Todesmarsch zum KZ Groß Rosen in Niederschlesien gezwungen, den er wie Hunderte seiner zumeist belgischen Leidensgenossen nicht überlebte.
Paul Glineur starb am 1. Dezember 1944 im KZ Groß Rosen.

Grandjean, Jules

Belgier, wurde am 22. März 1899 in Bellefontaine in der wallonischen Provinz Luxembourg geboren. Der Priester wohnte in Willerzie, Provinz Namur, rue grande 13.
Jules Grandjean war im Widerstand aktiv, indem er offenbar Unterstützer rekrutierte und sich an der Verbreitung der Untergrundpresse beteiligte. Im März 1942 warb er einen Helfer an, dem er die illegalen Zeitungen „La Libre Belgique“ und „Voix des Belges“ zum Weiterverteilen übergab.
Am 11. Mai 1942 „bei Nacht und Nebel“ verhaftet und in das deutsche Wehrmachtsgefängnis Lüttich eingeliefert, wurde Jules Grandjean vermutlich zur Jahreswende 1942/43 heimlich nach Deutschland in das Gefängnis Bochum verschleppt. Hier wurde er vor dem Sondergericht Essen angeklagt (und verurteilt?).
Mit einem Sammeltransport von zehn NN-Gefangenen, darunter der „Légion Belge“-Führer André Duesberg und seine Mitstreiter (s. die entsprechenden Namensartikel), traf Jules Grandjean am 8. September 1943 im Zuchthaus Hameln ein. Wie für NN-Gefangene allgemein angeordnet, hätte Jules Grandjean in Hameln in Isolationshaft mit Informations- und Kontaktverbot sitzen müssen. Trotzdem soll aber geduldet worden sein, dass ihn – und andere Geistliche – der katholische Gefängnispfarrer seelsorgerisch betreute.
Am 29. April 1944 wurde Jules Grandjean zusammen mit knapp 70 Belgiern und Franzosen des genannten Transports in das von alliierten Bomben nicht bedrohte Zuchthaus Groß Strehlitz in Oberschlesien weiterverlegt, den zentralen Zielort für NN-Verschleppte seit Frühjahr 1944 und bis zur Deportation in KZs im Herbst 1944.
Vermutlich mit Räumung dieses Zuchthauses am 30. Oktober 1944 vor der herannahenden Roten Armee wurde Jules Grandjean auf einen mörderischen Todesmarsch zum KZ Groß Rosen in Niederschlesien gezwungen, dem Hunderte seiner zumeist belgischen Leidensgenossen zum Opfer fielen.
Als das KZ Anfang Februar 1945 ebenfalls geräumt wurde, musste Jules Grandjean einen Todesmarsch zum KZ Mittelbau-Dora in Thüringen mitmachen, den er nicht überlebte.
Jules Grandjean starb am 11. Februar 1945 noch auf der Strecke zum KZ Mittelbau-Dora oder aber in diesem KZ.