Die Dokumentation der Opfer der NS-Herrschaft
in der Stadt Hameln und im Landkreis Hameln-Pyrmont
 

 
 
de Pauw, Ortar Leo

Belgier, wurde am 14. September 1901 in Gent geboren. Der Postbeamte und Lebensmittelkontrolleur wohnte in Messines, Korte mooie 1.
Wohl seit 1942 als Widerstandskämpfer in Haft, verurteilte ihn im Januar 1943 ein Kriegsgericht in Brügge zu einer mehrjährigen Freiheitsstrafe.
Wie viele ausländische „Politische“ kam de Pauw im Zuge der Räumung frontnaher Strafanstalten im Westen mit einem vielköpfigen Sammeltransport aus dem Zuchthaus Rheinbach bei Bonn am 16. September 1944 in das Zuchthaus Hameln.
Bald nach seiner Ankunft wurde de Pauw in das Zuchthaus-Außenlager Holzen zum mörderischen Arbeitseinsatz gebracht. Die erlittenen Strapazen ließen ihn erkranken und dürften ihn nachhaltig geschwächt haben.
De Pauw kam auf dem Todesmarsch vom Zuchthaus-Außenlager Holzen zum Zuchthaus Bützow-Dreibergen am 14. April 1945 in Bad Liebenwerda ums Leben.
Aus einem Brief seines Leidensgenossen Dr. Etienne Grandrie an die Ehefrau de Pauws:
„Am nächsten Tag, den 14. April, sind wir am frühen Nachmittag in Liebenwerda angekommen. Nachdem wir zwei Stunden im Stehen in voller Sonne gewartet hatten, hörten wir, dass sich der Direktor des Gefängnisses geweigert hat, uns hinein zu lassen. Wir wurden dann auf den großen Rasen vor dem Kurhaus platziert. Abends, als die Nacht kam, etwa um 6 Uhr, bekamen wir den Befehl uns anzustellen, um 3 bis 6 Kartoffeln pro Person zu bekommen. Seit dem Donnerstagmorgen hatten wir nichts gegessen, und dies, nachdem wir 60 Stunden und 56 Km marschiert waren. Ich wartete in der Reihe, wenn die Kameraden mich riefen. Der Hauptwachmann wollte meine Meinung über den Gesundheitszustand Ihres Ehemannes hören. Ortar lag mitten auf dem Rasen; er antwortete schwach. Vollkommen geschwächt lag er im Gras, ohne die Kraft, um aufzustehen und seine magere Ration zu holen. Ich habe daraufhin erklärt, dass er sehr krank sei und seine sofortige Aufnahme im Krankenhaus angefragt. Wir haben gesehen, wie er mit fünf oder sechs Kameraden, die auch völlig erschöpft waren, auf einer kleinen Karre abgefahren wurde. Es ist mir nicht möglich, die genaue Uhrzeit seines Sterbens zu sagen. Ortar ist am 15. April 1945, am Sonntagmorgen, in Liebenwerda gestorben.“

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Von Holzen nach Bützow-Dreibergen