NS-Täter
Bernhard Gelderblom
Die zwei Leben des Dr. Otto Müller-Haccius
- Regierungspräsident im NS-„Gau“ Steiermark und im NS-„Gau“ Ostoberschlesien und SS-Oberführer
- Syndikus der Arbeitsgemeinschaft der Unternehmer im mittleren Weserraum (AdU) und für die CDU im Rat der Stadt Hameln sowie im niedersächsischen Landtag


Links: Dr. Otto Müller-Haccius in Wehrmachtsuniform mit den Schulterstücken der SS;
rechts: 1968 im Alter von 73 Jahren in Hameln
Bundesarchiv / Dewezet-Beilage: 20 Jahre wirtschaftlicher Aufbau, Juni 1968
In den 1950er und 1960er Jahren verkörperte Dr. Otto Müller-Haccius in Hameln eine von vielen Seiten hochgeschätzte Autorität. Er war Sprecher der heimischen Wirtschaft. Seine Stimme hatte im öffentlichen Leben der Stadt bei vielen Themen ein großes Gewicht.
Dr. Otto Müller-Haccius war in den Jahren zwischen 1933 und 1945 als NSDAP-Mitglied in führenden Verwaltungsämtern tätig. In allen Funktionen hat er eng und intensiv mit Parteidienststellen und – seit 1940 – als SS-Oberführer auch mit der SS zusammengearbeitet. Als Regierungspräsident in Graz und Kattowitz war er an den Verbrechen, welche die NS-Besatzungspolitik gegenüber Slowenen und Polen verübte, beteiligt.
Nachdem er sich von April 1946 bis Oktober 1948 als Gartenarbeiter in den Bethel’schen Anstalten versteckt gehalten hatte, profitierte er im Entnazifizierungsverfahren vom „Mythos der sauberen Verwaltung“. In Zeiten des beginnenden „Kalten Krieges“ überwog das Interesse, auch NS-Fachleute wieder zu integrieren.
Müller-Haccius ist ein Musterbeispiel dafür, wie aus NS-Schreibtischtätern „Demokraten“ wurden, die sich beim Aufbau der Bundesrepublik durchaus Verdienste erworben haben.
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