Kriegs- und Kriegerdenkmäler in Hameln und Umland

 
 
Hessisch Oldendorf
 

Denkmal für die „Schlacht bei Hessisch Oldendorf“ 1633
Kriegerdenkmal 1870/71 Hessisch Oldendorf
Ehrenmal in Hessisch Oldendorf für die Opfer des Ersten und Zweiten Weltkrieges
 

Denkmal für die „Schlacht bei Hessisch Oldendorf“ 1633

Standort: Hessisch Oldendorf, Barksener Weg, Parkplatz gegenüber der Stadthalle.

Obelisk-artige Stele aus Sandstein, eingeweiht am 24. Juni 1883 aus Anlass des 250. Jahrestages der „Schlacht bei Oldendorf“ von 1633, in der durch den Sieg Braunschweig-Lüneburgischer, hessischer und schwedischer Truppen über die kaiserlichen Gegner der Protestantismus in Norddeutschland gesichert wurde.

Das Denkmal trägt die Jahreszahl 1883, die Wappen der siegreichen Parteien und in einem gerahmten Inschriftenfeld die Worte „Zur Erinnerung an die Schlacht bei Hess. Oldendorf am 28. Juni 1633“.

Die Enthüllung erfolgte im Rahmen eines „Bezirks-Kriegertages“ und wurde mit umfangreichen Festlichkeiten begangen, die vom 23. bis zum 26. Juni dauerten und mit dem Schützenfest am 1. Juli endeten.

Auf der Rückseite, die ursprünglich leer war, installierte der Heimatbund Hessisch Oldendorf 1983 eine Informationstafel.

P.S.: Bei der Festlegung der Jubiläumswoche und des Datums der Schlacht übernahm man offenbar die Angaben der Primärquellen (28. Juni). Diese beruhten auf dem Julianischen Kalender, der bis zum Jahre 1700 in den protestantischen Ländern des Reiches galt. Nach dem seither und bis heute gültigen Gregorianischen Kalender fand die Schlacht am 8. Juli statt.

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Autor: Erik Hoffmann

 
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Kriegerdenkmal 1870/71 Hessisch Oldendorf

Standort:       Unterhalb des „Felsenkellers“ vor dem östlichen Ortseingang an der L423

Errichtung:    ca. 1875, Hersteller unbekannt

Bauart:           Obelisk auf quaderförmiger Stele und zweistufigem Sockel

Der Obelisk trägt als eingetieftes Relief ein Eisernes Kreuz, das wiederum eine Kaiserkrone, den Buchstaben W für „Wilhelm“ und die Jahreszahl 1870 umschließt.

Inschrift auf der Vorderseite der Stele:

Was sie gelitten
Was sie gestritten
Sei unvergesslich

Es starben den Tod
für das Vaterland
[im] Jahre 1870 und
1871 aus dem Amte
Oldendorf

Auf die übrigen drei Seiten verteilen sich die Namen von 14 Gefallenen aus [Hessisch] Oldendorf, Hes[s]lingen, Fischbeck, Bensen, Zersen, Welsede und Rohden.

Das Denkmal steht in einem heute dicht bewachsenen Hang und ist nur zu Fuß erreichbar.

Eine Ansichtskarte aus der Kaiserzeit zeigt jedoch (oben rechts), dass der Platz nach Süden hin von Baumwuchs frei und mit Rasen und Blumenbeeten versehen war – im Bild erkennbar ein aus Blumen gestaltetes Eisernes Kreuz.

Dazu passt der im Archiv erhaltene Magistratsbeschluss von 1909 „Der Blumenbeetkranz am Kriegerdenkmal ist zu bepflanzen“ und der zugehörige Auftrag an Gärtner Poppelbaum.

Der Denkmalsplatz muss von der Landstraße aus sichtbar und zugänglich gewesen sein, denn bei der Einweihung des späteren Denkmales für die Schlacht von 1633 im Jahre 1883 machte die Festgesellschaft zuerst hier Halt und lauschte einer Rede von Pastor Meyer (siehe den entsprechenden Artikel). Das wäre auf dem heutigen schmalen Fußpfad unvorstellbar.

Der aktuelle Zustand von Bauwerk und Anlage zeigt, was eine Floskel wie „Sei unvergesslich“ wert ist.
 


 
Quelle: StA Bückeburg, Dep. 59 Nr. 935

Foto: Erik Hoffmann 2014

Abbildung: http://www.akpool.co.uk/postcards/24756435, aufgerufen am 10.09.2014

Autor: Erik Hoffmann

 
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Ehrenmal in Hessisch Oldendorf für die Opfer des Ersten und Zweiten Weltkrieges

Standort:          Am Kopfende der Rosenstraße
Material:          Gemauerter Kalkstein (Pfeiler) mit eingesetzten Sandstein-Platten
Ausführung:    Steinmetz J. Waterbeck, Hameln
Errichtung:      1933
Erweiterung:   1963 durch zwei niedrige Seitenflügel aus gleichen Materialien

 

Inschriften:

Die links und rechts im Pfeiler unter einem Tatzenkreuz eingelassenen Platten tragen die Namen von 86 Gefallenen aus den Kriegsjahren 1914-1918

Der rechte Seitenflügel zeigt die Inschrift
DEN GEFALLENEN AN DEN FRONTEN UND DEN OPFERN IN DER HEIMAT
1939 +++ 1945
darunter die Worte des Paulusbriefes 2 Korinther 4,8-10

Auf dem linken Seitenflügel umrahmt ein stilisiertes Kreuz den Satz
ZUR BLEIBENDEN MAHNUNG AN UNSERE DEUTSCHE HEIMAT IM OSTEN

 

Auf Initiative des örtlichen Kriegervereines konstituierte sich 1932 ein „Denkmalausschuss“ unter Vorsitz des Schuhfabrikanten Karl Krückemeyer und stellte im Dezember den Antrag zum Bau eines Ehrenmales für die Gefallenen des Weltkrieges. Die Kommission hatte zwei unterschiedliche Entwürfe diskutiert, einen vom Hamelner Steinmetzen Bernhard Joseph Waterbeck und einen vom Architekten Almstedt, der leider nicht erhalten ist. Nach kontroverser Debatte entschied man sich mit 16 zu 14 Stimmen bei 2 Enthaltungen für Waterbecks Entwurf einer stehenden Soldatenfigur.

Erst danach schaltete man den Landeskonservator Prof. Siebern ein, der dann an einer weiteren Sitzung im Januar 1933 teilnahm. Er äußerte sich dabei sehr skeptisch über die Entscheidung und schlug vor, eine einfachere Ausführung mit einem Findling zu wählen.

Sprecher der unterlegenen Minderheit war Kaufmann Markus Jenner. In einem Brief an Magistrat und Kommission, in dem er auch persönliche Angriffe gegen andere Ausschussmitglieder richtete und sich gegen ebensolche zur Wehr setzte, berief er sich auf die Ansicht des Landeskonservators und forderte: „Laßt uns doch verzichten auf Figuren und Zementblöcke, die wirklich in reichlicher Zahl die deutschen Lande verunzieren!“ Dazu reichte er eine Skizze ein, „ohne Figur, nur ein schlichter einfacher Findling mit Widmungstafel“. Außerdem sammelte er Unterschriften gegen das beschlossene Denkmal. Offenbar schrieb er auch an den Regierungspräsidenten in Hannover, denn dieser forderte den Bürgermeister zum Bericht auf.

Dr. Blancke reagierte sehr distanziert. Er gehöre der Kommission nicht an, „da ich kein Freund von dieser Art Denkmälern bin.“ Er sei stets dafür eingetreten, ein Ehrenmal mit dem Bau einer Turnhalle oder Friedhofskapelle zu verbinden. Da dies aber aus finanziellen Gründen zurück gestellt worden sei, hätten „die maßgeblichen Kreise des Kriegervereins sich nicht mehr halten“ lassen. „Während ich mich im Krankenhause befand, ließen sie sich von einem Herrn Waterbeck einen Denkmalsentwurf anfertigen, der zum Teil wohl durch seine fabelhafte Billigkeit bestach. Die Gelder, die der Kriegerverein im Laufe der Jahre gesammelt hatte, reichten aus, um das Denkmal fertigzustellen.“ Der Mehrheitsbeschluss der Kommission müsse jedoch respektiert werden und er verurteile, dass „Herr Jenner Unterschriften gegen das beabsichtigte Denkmal sammelt und auch sonst dagegen Stimmung macht.“

In einem schriftlichen Gutachten bekräftigte der Provinzialkonservator seine Einwände gegen Joseph Waterbecks künstlerische Kompetenz und das geplante monumentale Soldatenrelief. Er stellte die Frage, ob nicht „mehr sinnbildlich eine trauernde Frauengestalt angebracht werden soll. Die Darstellung eines Soldaten pflegt leicht einen genrehaften Charakter anzunehmen.“ Er zog seine Bedenken aber später zurück, nachdem ihm versichert wurde, dass Waterbecks Bruder, der anerkannte Bildhauer August Waterbeck in Hannover, „seinem Bruder behilflich“ sein werde.

Nach einigen Änderungen konnte Joseph Waterbeck das Projekt durchführen. Er wählte Sandstein für das Relief und die Schrift und blau-grauen Kalkstein aus dem „Riesenberg-Steinbruch“ für den Pfeiler. Davon versprach er sich „eine einheitliche monomentale (sic!) Wirkung.“

Es ist eine bittere Ironie der Lokalgeschichte, dass Bürgermeister Dr. Blancke jenen Markus Jenner, über den er dem Regierungspräsidenten schrieb: „Herr Jenner ist im übrigen dafür bekannt, daß er überall Zwietracht sät“, wenig später als „kommunalpolitischen Amtswalter der NSDAP“ zur Seite gestellt bekam (vgl. den Artikel zum Oldendorfer Denkmal für 1633 auf dieser Webseite).

Ein Denkmal für die Opfer des Zweiten Weltkrieges ließ lange auf sich warten. Es war die „Interessengemeinschaft der Ostvertriebenen“, die sich schon früh bemühte, ein „Ehrenmal für die verstorbenen Flüchtlinge“ zu erlangen. Ein entsprechender Antrag wurde Anfang 1950 vom Stadtrat abgelehnt, weil „die Toten des letzten Krieges in ihrer Gesamtheit geehrt werden“ sollten. Bei der Planung zum Neubau der katholischen Kirche an der Schilfstraße im selben Jahre war dann vorgesehen, im Kirchturm „eine Gedächtnisstätte für die gefallenen und erschlagenen Ostvertriebenen“ zu schaffen. Dies erfolgte auch, und die Vertriebenen mehrerer Oberschlesischer Gemeinden brachten dort Namenstafeln ihrer Gefallenen und Umgekommenen an.

Im Juli 1950 berichtete die Schaumburger Zeitung noch einmal, dass die Interessengemeinschaft der Ostvertriebenen mithilfe gesammelter Spendengelder in Hessisch Oldendorf ein Ehrenmal errichten wolle. „Die Pläne liegen bereits vor, doch ist der Platz bisher noch nicht festgelegt.“

Erst 1963 entstand die Erweiterung des Denkmals in der Rosenstraße. Sie enthält auch eine Kassette mit Pergamentblättern, auf die Schülerinnen und Schüler der damaligen Mittelschule die Namen der im Zweiten Weltkrieg gefallenen und vermissten Oldendorfer sowie jene der umgekommenen Angehörigen der Vertriebenen geschrieben haben.
Die ermordeten und in die Flucht getriebenen Oldendorfer Juden blieben unerwähnt.
 


 
Quellen:

 
Autor: Erik Hoffmann

 
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