Die Dokumentation der Opfer der NS-Herrschaft
in der Stadt Hameln und im Landkreis Hameln-Pyrmont
4. Die Opfer unter weiteren Verfolgtengruppen
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Beißner, Ferdinand August Christian
wurde am 19. September 1901 geboren. Der Landwirt wohnte in Fischbeck.
Ferdinand Beißner hatte besonders erregt protestiert, als die Fischbecker am 4. April 1945 aus Angst vor der Zerstörung ihres Dorfes am Gefechtsstand der Wehrmacht die Verteidigung des Dorfes lautstark verhindern wollten.
Nachdem der Ortskommandant zunächst auf seine Festnahme verzichtet hatte, weil sich Dorfbewohner schützend vor ihn gestellt hatten, wurde Beißner am Abend des 5. April in Arrest genommen. In der Nacht übergab ihn das Militär einer aus Hameln zur Wiederherstellung der Ordnung geschickten Sonderstreife aus Kripo, Volkssturm und HJ. Diese hatte zuvor den Fischbecker Gastwirt August Diekmann angeschossen, der an seiner Wunde verblutete.
Die Hamelner Streife, die in Fischbeck als „Werwolf“-Gruppe wahrgenommen wurde, brachte den Gefangenen nach Hameln. Hier wurde Ferdinand Beißner unter ungeklärten Umständen durch Genickschuss ermordet. Seine Leiche wurde nach Kriegsende zwischen Hameln und Fischbeck gefunden.
Gruppenzugehörigkeit: Weitere Verfolgtengruppen
Berger, Karl
wurde am 14. März 1897 in Solingen geboren. Er wohnte in Hameln, Nelkenstraße 1, und war Facharbeiter („Vertikalfräser“) bei der Domag, dem größten Rüstungsbetrieb der Stadt.
Vom Landgericht Hannover am 16. Dezember 1942 auf Grundlage des Paragraphen 175 zu zehn Jahren Freiheitstrafe verurteilt, wurde Karl Berger am 15. Januar 1943 zur Strafverbüßung in das Zuchthaus Celle eingeliefert.
Berger gehörte zu den vielen Celler Häftlingen, die nicht den vorrückenden Alliierten in die Hände fallen sollten und deshalb am 10. April 1945 auf einen Todesmarsch zum Zuchthaus Dreibergen bei Bützow in Mecklenburg gezwungen wurden.
Da kein weiteres Lebenszeichen existiert, dürfte Karl Berger auf diesem Todesmarsch umgekommen sein.
Gruppenzugehörigkeit: Weitere Verfolgtengruppen
Boier, Roman
wurde am 29. August 1921 in Banatsko in Serbien geboren. Der Friseur wohnte in Hameln, Pyrmonterstraße 25.
Vom Landgericht Hannover am 13. September 1943 auf Grundlage des Paragraphen 175 zu zwei Jahren Freiheitstrafe verurteilt, wurde Roman Boier am 1. Oktober 1943 zur Strafverbüßung in das Zuchthaus Celle eingeliefert
Boier gehörte zu den vielen Celler Häftlingen, die nicht den vorrückenden Alliierten in die Hände fallen sollten und deshalb am 10. April 1945 auf einen Todesmarsch zum Zuchthaus Dreibergen bei Bützow in Mecklenburg gezwungen wurden.
Roman Boier starb sechs Tage nach Ankunft, am 19. April 1945, in Bützow.
Gruppenzugehörigkeit: Weitere Verfolgtengruppen
Diekmann, August Wilhelm Friedrich Heinrich
wurde am 26. Dezember 1904 in Fischbeck geboren. Er war Gastwirt und wohnte in Fischbeck.
In der Nacht des 5./6. April 1945 traf Diekmann in Fischbeck auf eine Hamelner Sonderstreife aus Kripo, Volkssturm und HJ, die in Fischbeck als „Werwolf“-Gruppe wahrgenommen wurde. Sie sollte den als vermeintlichen Rädelsführer des Fischbecker Tumults vom 4. April arretierten Landwirt Beißner nach Hameln bringen.
August Diekmann wurde von der Streife angeschossen, als er nach seinem Einsatz als militärischer Wachposten im Dunkeln unterwegs war und vermutlich nicht rechtzeitig die gültige Parole rief.
Der Ortschronist schildert den Sachverhalt wie folgt:
„In den Abendstunden wurde der Gastwirt August Diekmann, der vom Dienst an der Panzersperre bei der Ziegelei zurückkam, von einer Werwolfstreife ‚umgelegt‘. Mehrere Kugeln aus einer Maschinenpistole, von einem halbwüchsigen Jungen abgefeuert, zerrissen die Schlagader am rechten Oberschenkel. Hilfe kam zu spät, so daß Diekmann im Keller von Fr. Möhlmann verblutete.“
August Dieckmann starb um 1.30 Uhr am 6. April 1945 an seinen Schussverletzungen.
Gruppenzugehörigkeit: Weitere Verfolgtengruppen
Eilers, Ernst Karl Friedrich
wurde am 25. Oktober 1939 in Brünnighausen im Landkreis-Hameln geboren.
Das Kind wurde am 28. Juni 1943 mit der Diagnose „Schwachsinn“ und „angeborene Taubheit“ von der Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg aufgenommen.
Ernst starb in der dortigen „Kinderfachabteilung“ am 11. April 1945, angeblich an Lungenentzündung und akuter Nierenentzündung.
Nicht auszuschließen ist, dass der Junge zu den über 300 Kindern gehörte, die die Lüneburger Anstalt im Rahmen der Kinder-„Euthanasie“ als „lebensunwert“ durch die Gabe des Schlafmittels Luminal getötet hat. Wahrscheinlich aber ist Ernst zu den 100 Kindern zu zählen, die infolge von Mangel- oder Fehlversorgung umkamen.
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