Die Dokumentation der Opfer der NS-Herrschaft
in der Stadt Hameln und im Landkreis Hameln-Pyrmont
 

2.  Die Opfer unter den Gefangenen des Zuchthauses Hameln

     Todesorte 3

2.5  Nach der Auslieferung an die Gestapo
 und der Verschleppung in Gestapogefängnisse, KZs und Ghettos

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Gödeken, Hinrich

wurde am 30. Juni 1907 in Emden geboren. Der Hafenarbeiter wohnte in Emden, Auf dem Spieker 9.
Als KPD-Aktivist kurz zuvor verurteilt, wurde Hinrich Gödeken am 25. Oktober 1938 in das Zuchthaus Hameln eingeliefert, wo er bis zum Ende seiner Haft am 1. Februar 1942 verblieb.
An diesem Tag nahm ihn die Polizei Hameln in „Schutzhaft“ und brachte ihn bis zu seinem Abtransport drei Tage später im Gerichtsgefängnis unter.
Die nächste Station war das Polizeigefängnis Wilhelmshaven, wo Gödeken noch einmal von seiner Familie besucht werden durfte. Anschliessend wurde er in das KZ Sachsenhausen verschleppt. Seit 25. November 1944 war Hinrich Gödeken Häftling im KZ Neuengamme. Gesundheitlich schwer beeinträchtigt, hatte er sich selbst um diese Verlegung bemüht, um näher an seiner Heimat Emden zu sein.
Hinrich Gödeken gehörte zu den KZ-Häftlingen, die seit ihrer „Evakuierung“ auf die „Cap Arcona', die die Briten im Mai versehentlich bombardierten, auf der Ostsee verschollen sind. Als Todesdatum gilt der 3. Mai 1945.
Im Oktober 2012 wurde in Emden in der Straße Auf dem Spieker ein Stolperstein verlegt, der an Hinrich Gödeken erinnert.

Goldmann, Siegfried

wurde am 1. Januar 1871 in Hagen im Kreis Bremen geboren. Der Viehhändler, der jüdischen Glaubens war, wohnte in Hagen Nr. 15.
Als rassisch Verfolgter seit wenigen Monaten in Haft, wurde er am 23. Juli 1941 in das Zuchthaus Hameln eingeliefert.
Ein Jahr später, am 15. Juli 1942, erhielt Goldmann „Strafunterbrechung“, um ihn aus dem Gewahrsam der Justiz in die Gewalt der Gestapo bringen zu können. Über die Gestapogefängnisse Bremen und Hannover wurde er mit seiner Ehefrau Frieda und anderen älteren Bremer Juden am 23. Juli in das Altersghetto Theresienstadt deportiert. Von dort wurde der 71-Jährige mit seiner Ehefrau Frieda in das Vernichtungslager Treblinka verschleppt. Siegfried Goldmann gilt als verschollen.

Groß, Kurt

wurde am 15. August 1905 in Essen/Ruhr geboren. Der Kaufmann, der jüdischen Glaubens war, wohnte in Nürnberg, Scheppermannstr. 41.
Seit 1937 als rassisch Verfolgter in Haft, wurde Groß am 23. Oktober 1940 für die letzten Monate seiner Strafzeit in das Zuchthaus Hameln eingeliefert.
Am Tag seiner Entlassung am 4. Februar 1941 brachte ihn die Polizei Hameln in das Gerichtsgefängnis, um ihn anderntags an die Gestapo Nürnberg-Fürth zu „überführen“. Nach vier Monaten im KZ Dachau wurde Groß am 17. Juni 1941 in das KZ Groß Rosen verschleppt. Hier wurde er am 28. Dezember 1941 ums Leben gebracht.

Gutzmann, Ludwig

wurde am 12. Januar 1902 im polnischen Schubin geboren. Der Hilfsarbeiter wohnte in Essen-Borbeck, Rechtsstr. 8.
Seit 1935 als politischer Gefangener in Haft, wurde Gutzmann am 16. Juli 1937 in das Zuchthaus Hameln gebracht und hier bis zum Ende seiner Haftzeit am 30. August 1941 festgehalten.
Am Entlassungstag holte ihn die Polizei Hameln ab und lieferte ihn als „Schutzhaftgefangenen“ in das Gerichtsgefängnis ein. Nach vier Tage wurde Gutzmann an die Gestapo Essen ausgeliefert. Spätestens seit November 1941 Häftling im KZ Sachsenhausen, starb Gutzmann am 5. Januar 1945 an Tuberkulose.

Hänselmann, Walter

wurde am 6. März 1904 in Hamburg geboren. Der Maler wohnte in Hannover, Hainhölzerstr. 29a.
Mit Beginn seiner Haftstrafe wurde Hänselmann am 29. Oktober 1935 in das Zuchthaus Hameln eingeliefert.
Am Tag seiner Entlassung, am 25. Mai 1938, nahm ihn die Hamelner Polizei in „Vorbeugehaft“. Dass Hänselmann anschließend in die Gewalt der Gestapo Hannover kam, lässt sich vermuten. Am 27. November 1938 verzeichnete ihn das KZ Mauthausen als Neuzugang, ein gutes Jahr später, am 12. März 1940, wurde er hier ums Leben gebracht.