Die Dokumentation der Opfer der NS-Herrschaft
in der Stadt Hameln und im Landkreis Hameln-Pyrmont
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Dragosavac, Duro
Serbe, wurde am 3. Mai 1911 in Vrebac bei Gospic in Kroatien geboren. Der Bauer wohnte in Vrebac. Er war Kriegsgefangener und musste vor seiner Verhaftung in einem Kriegsgefangenenlager in Neubrandenburg („Stammlager II“) leben.
Dragosavac wurde am 12. Mai 1942 von einem Kriegsgericht wegen „Wehrkraftzersetzung“ zu einer langjährigen Freiheitsstrafe verurteilt.
Nachdem er zunächst das KZ-ähnliche Straflager Esterwegen im Emsland erduldet hatte, wurde Dragosavac nach einer Zwischenstation im Zuchthaus Celle am 14. Oktober 1942 in das Zuchthaus Hameln verlegt.
Im Sommer 1944 kam Dragosoavac in das neu eingerichtete Zuchthaus-Außenlager Holzen zum mörderischen Arbeitseinsatz. Die erlittenen Strapazen ließen ihn erkranken und dürften ihn nachhaltig geschwächt haben.
Duro Dragosavac kam auf dem Todesmarsch vom Zuchthaus-Außenlager Holzen zum Zuchthaus Bützow-Dreibergen am 14. April 1945 in Bad Liebenwerda ums Leben.
Gaul, Theodor
Luxemburger, wurde am 20. August 1917 in Brachtenbach geboren. Der Bergarbeiter wohnte in Tetingen, Gross-Str. 81.
Gaul wurde am 8. Mai 1942 als Widerstandskämpfer von einem Besatzungsgericht in Luxembourg zu einer längeren Freiheitsstrafe verurteilt.
Wie viele ausländische „Politische“ kam er im Zuge der Räumung frontnaher Strafanstalten im Westen mit einem vielköpfigen Sammeltransport aus dem Zuchthaus Rheinbach bei Bonn am 16. September 1944 in das Zuchthaus Hameln.
Bald nach seiner Ankunft wurde Gaul in das Zuchthaus-Außenlager Holzen zum mörderischen Arbeitseinsatz gebracht. Die erlittenen Strapazen ließen ihn erkranken und dürften ihn nachhaltig geschwächt haben.
Theodor Gaul starb nach dem Todesmarsch vom Zuchthaus-Außenlager Holzen zum Zuchthaus Bützow-Dreibergen in Bützow am 12. Mai 1945 in Bützow im 'Lazarett Mittelschule“.
Hauser, Josef
Schweizer, wurde am 4. September 1904 in Niederuzwil im Kanton St. Gallen geboren. Der Bäcker wohnte in Schwerzen im badischen Kreis Waldshut.
Seit 1942 in Haft, wurde Hauser am 8. August 1944 mit einem Sammeltransport von 100 Gefangenen aus dem Celler in das Hamelner Zuchthaus verlegt.
Wie die Mehrzahl der Transportteilnehmer kam er unverzüglich in das neu eingerichtete Zuchthaus-Außenlager Holzen zum mörderischen Arbeitseinsatz. Die erlittenen Strapazen ließen Hauser erkranken und dürften ihn nachhaltig geschwächt haben.
Josef Hauser kam auf dem Todesmarsch vom Zuchthaus-Außenlager Holzen zum Zuchthaus Bützow-Dreibergen am 13. April 1945 in Bad Liebenwerda ums Leben.
Hemery, Jean
Franzose, wurde am 22. September 1917 in Paris, 14. Arrondissement, geboren. Der Maurer wohnte in Beny-Bocage im Departement Calvados.
Am 9. Mai 1944 von einem Kriegsgericht verurteilt, kam Hemery im Zuge der Räumung frontnaher Strafanstalten im Westen mit einem vielköpfigen Sammeltransport aus dem Zuchthaus Rheinbach bei Bonn am 16. September 1944 in das Zuchthaus Hameln.
Bald nach seiner Ankunft wurde Hemery in das Zuchthaus-Außenlager Holzen zum mörderischen Arbeitseinsatz gebracht. Die erlittenen Strapazen ließen ihn erkranken und dürften ihn nachhaltig geschwächt haben.
Jean Hemery starb nach dem Todesmarsch vom Zuchthaus-Außenlager Holzen zum Zuchthaus Bützow-Dreibergen am 22. April 1945 in Bützow.
Hintze, Otto
wurde am 10. August 1887 in Braunschweig geboren. Der Vermessungsrat wohnte in Holzminden; er war verheiratet und hatte mehrere Kinder.
Seit dem 18. Juni 1943 saß Otto Hintze in Untersuchungshaft, zunächst in Hildesheim, dann in Hannover. Wegen „Wehrkraftzersetzung“ verhängte der Berliner NS-Volksgerichtshof nach Kriegssonderstrafrecht am 13. Juli 1944 gegen ihn die Todesstrafe.
Am 21. Juli 1944 wurde Otto Hintze in das Zuchthaus Brandenburg-Görden eingeliefert, das für seine Hinrichtungsstätte berüchtigt war. Nach vier Monaten sicherlich quälender Ungewissheit wurde er am 29. November auf ein Gnadengesuch seiner Angehörigen hin zu zwölf Jahren Zuchthaus begnadigt.
In das Zuchthaus Hameln kam Otto Hintze am 15. Februar 1945 mit einem qualvollen vielköpfigen, qualvollen Sammeltransport, den über 40 Teilnehmer nicht überlebten.
Im Hamelner Zuchthaus durften ihn seine Frau und ein Sohn besuchen; sie berichteten, sie hätten ihn in einem Keller in knietiefem Wasser stehen sehen.
Obwohl Otto Hintze bei seiner Ankunft in Hameln attestiert worden war, zur Außenarbeit nicht fähig zu sein, wurde er in das Außenlager Holzen zum „verschärften“ Arbeitseinsatz gebracht. Die dort erlittenen Strapazen dürften ihn gesundheitlich weiter geschwächt haben.
Otto Hintze musste am Todesmarsch der Lagerinsassen von Holzen zum Zuchthaus Bützow-Dreibergen teilnehmen, der am 4. April 1945 in Halle an der Saale Halt machte und am 6. April das Zuchthaus in Coswig an der Elbe erreichte.
Als der Marsch am 8. April entlang der Elbe nach Osten weiterging, blieben Otto Hintze und mehrere seiner Leidensgenossen in Coswig, weil sie nicht mehr marschfähig waren.
Otto Hintze starb zehn Tage später, am 18. April 1945, an „Darmkatarrh und Herzschwäche“ im Zuchthaus Coswig.
Sein Leichnam wurde verbrannt und die Urne auf dem Zuchthausgelände in Grab Nr. 97 beigesetzt.
(Informationen zur Verurteilung, zu den Umständen im Zuchthaus Hameln und zum Tod im Zuchthaus Coswig von Klaus Kickbusch, Holzminden, Juni 2020)