Die Dokumentation der Opfer der NS-Herrschaft
in der Stadt Hameln und im Landkreis Hameln-Pyrmont
2. Die Opfer unter den Gefangenen des Zuchthauses Hameln
Todesorte 3
2.5 Nach der Auslieferung an die Gestapo
und der Verschleppung in Gestapogefängnisse, KZs und Ghettos
Seite 31 von 42 Seiten - 208 Einträge
Portier, Louis
Franzose, wurde am 2. Februar 1897 in Epinal im Departement Vogesen geboren. Der Buchdrucker wohnte in Vesoul im Departement Haute Saone, rue de l´Aigle noire 40.
Als Widerstandskämpfer seit 1943 in Haft, kam Portier am 16. September 1944 mit einem Sammeltransport mit Hunderten von Leidensgenossen aus dem Zuchthaus Rheinbach bei Köln nach Hameln.
Nach wenigen Tagen, wohl am 20. September 1944, wurde Portier nach Hannover weiterverlegt, womöglich zunächst in das dortige Strafgefängnis. Zuletzt war er aber im Gestapogefängnis in Hannover-Ahlem eingesperrt. Portier starb am 20. März 1945 in der Ritter-Brüningstr. 45, im Krankenhaus „Siloah", und wurde auf dem Seelhorster Friedhof in Hannover bestattet.
Potthast, Friedrich
wurde am 15. Oktober 1900 in Hannover geboren. Der Kaufmann wohnte in Hannover, Vahrenwalderstr. 47c.
Kurz zuvor verurteilt, wurde der KPD-Aktivist am 23. Juni 1936 in das Zuchthaus Hameln eingeliefert, um nach Ablauf seiner Strafzeit, am 6. März 1940, nach Hannover entlassen zu werden.
Potthast starb am 3. April 1942, wobei nicht klar ist, ob er sich zu diesem Zeitpunkt in Gestapo-Gewalt oder in einem KZ befand.
Quist, Pieter
Niederländer, wurde am 18. Juni 1894 in Dienskamp geboren. Sein Wohnort und sein Beruf sind unbekannt.
Als „Nacht und Nebel“-Gefangener wurde der Widerstandskämpfer ohne Gerichtsurteil und Aussicht auf ein Haftende vermutlich schon seit längerem festgehalten, bevor er am 2. November 1944 zusammen mit anderen niederländischen politischen Gefangenen mit einem Sammeltransport aus dem Zuchthaus Lüttringhausen kommend in Hameln eintraf.
Mitte Januar 1945 nahm die Polizei Hameln Pieter Quist in „Schutzhaft“ und lieferte ihn – in etwa zeitgleich mit anderen „NN“-Gefangenen – an die Gestapo Hannover aus. Pieter Quist kam am 1. März 1945 im „Arbeitserziehungslager“ Lahde/Weser, dem KZ der Gestapo Hannover, ums Leben.
Rammo, Andreas
wurde am 5. Dezember 1893 in Spiesen im Kreis Ottweiler geboren. Der Bergmann wohnte in Salzgitter, Bismarckstr. 19a.
Kurz zuvor verurteilt, wurde Rammo am 1. Mai 1940 in das Zuchthaus Hameln eingeliefert.
Bei Haftende am 6. Februar 1942 nahm ihn die Polizei Hameln im Auftrag der Gestapo Braunschweig in „Vorbeugehaft“, um ihn bis zum Abtransport fünf Tage später im Gerichtsgefängnis festzuhalten. In das KZ Neuengamme verschleppt, überlebte Rammo das erste Jahr im KZ nicht. Er starb am 20. November 1942.
Rasser, Roelf
Niederländer, wurde am 22. November 1903 in Pernis bei Rotterdam geboren. Der Bauer wohnte in Pernis, Heijedijk 101.
Im August 1943 in den Niederlanden von einem zivilen Besatzungsgericht nach „Kriegssonderstrafrecht“ verurteilt, wurde Roelf Rasser im September 1943 über das Gefängnis Kleve in das Zuchthaus Rheinbach eingeliefert. Als das Zuchthaus vor den heranrückenden Alliierten geräumt wurde, kam er am 16. September 1944 mit einem Sammeltransport mit Hunderten von Leidensgenossen in das Zuchthaus Hameln. Stark abgemagert und unter Asthma leidend, lag er bald im Anstaltslazarett.
Obwohl das zuständige Gericht am 11. November 1944 seine sofortige Entlassung verfügt hatte, weil zwischenzeitlich eine Geldstrafe beglichen worden war, und am 17. Dezember seine Strafe endete, wurde Rasser am Entlassungstag der Gestapo Hannover übergeben, die ihn über ihr Gefängnis in Ahlem oder aber direkt in das „Arbeitserziehungslager“ Lahde/Weser, das KZ der Gestapo Hannover, verschleppte.
Roelf Rasser kam am 2. April, zum Auftakt des Todesmarsches von Lahde ins Gestapo-Gefängnis Hannover-Ahlem, ums Leben; dieser Todeszeitpunkt spricht dafür, dass das Wachpersonal Rasser als einen von vermutlich 27 nicht marschfähigen Häftlingen kurzerhand exekutierte.
Roelf Rasser wurde auf dem Gelände des heutigen Ehrenfriedhofs Lahde-Bierde bestattet.