Die Dokumentation der Opfer der NS-Herrschaft
in der Stadt Hameln und im Landkreis Hameln-Pyrmont
2. Die Opfer unter den Gefangenen des Zuchthauses Hameln
Todesorte 2
2.4.2 Nach der Verschleppung aus dem Zuchthaus Hameln in andere Strafanstalten -
Andere Strafanstalten sowie Hinrichtungsstätten
Zuchthaus Sonnenburg/Neumark in Ostbrandenburg
Seite 4 von 11 Seiten - 51 Einträge
Destaercke, Jean
Belgier, wurde am 29. September 1916 in Brüssel geboren. Der Angestellte wohnte in Brüssel-Ixelles, rue Jean d´Ardennes 17.
Jean Destaercke war als „Unteroffizier“ einer Vorläufergruppe der „armée secrète“ („A.S.“), der größten, konservativen Widerstandsorganisation Belgiens, an Anschlägen auf Munitionsdepots der deutschen Besatzung beteiligt.
Im März 1942 nahm ihn die Geheime Feldpolizei „bei Nacht und Nebel“ fest und lieferte ihn am 18. März in das zentrale deutsche Wehrmachtsgefängnis Brüssel-St. Gilles ein.
1942, womöglich am 30. Januar, wurde Jean Destaercke heimlich nach Deutschland in das Gestapo-Gefängnis Brauweiler bei Köln verschleppt. Am 15. Oktober 1942 kam er – zusammen mit drei oder mehr späteren belgischen NN-Gefangenen des Zuchthauses Hameln – in das Untersuchungsgefängnis Bochum.
Noch 1942 verurteilte ihn das Sondergericht Essen in einem Sammelprozess zu fünf Jahren Zuchthaus.
Insgesamt zählten sieben spätere Hamelner Gefangene zu den Verurteilten, die alle dem Brüsseler Widerstand angehörten. Einschließlich Destaercke sollten fünf ihre Gefangenschaft nicht überleben (s. auch Namensartikel Dewael, Eysganck, Spruyt und Vervust).
Ab 28. Mai 1943 war Jean Destaercke – wie andere Verurteilte – Häftling im Strafgefangenenlager Esterwegen, einem der KZ-artigen Moorlager im Emsland.
Jean Destaercke wurde am 6. Oktober 1943 – zusammen mit anderen Verurteilten – in das Zuchthaus Hameln verlegt. Für NN-Gefangene bestand auch in Hameln eine strenge Isolationshaft mit Informations- und Kontaktverbot.
Nach wenigen Monaten wurde Jean Destaercke – wieder zusammen mit anderen Verurteilten – in das Strafgefangenenlager Esterwegen zurückverlegt.
Im Verlauf des Jahres 1944 kam Jean Destaercke wie andere belgische Lagerinsassen in das Zuchthaus Sonnenburg/Neumark in Ostbrandenburg. Dort mussten zwischen 1942 und 1945 über 1500 strikt isolierte NN-Häftlinge überharte, für viele zum Tod führende Zwangsarbeit leisten.
Jean Destaercke starb im September 1944, vermutlich am 15. des Monats, im Zuchthaus Sonnenburg.
Devry, Herman
Belgier, wurde am 16. Juni 1901 in Brüssel-Molenbeek geboren. Der Postbeamte wohnte in Berchem-St. Agathe, avenue Roi Albert 139.
Als Widerstandskämpfer am 2. Februar 1942 in Brüssel bei „Nacht und Nebel“ verhaftet und zunächst im Gefängnis von Brüssel-St. Gilles festgehalten, wurde Herman Devry am 4. Mai 1942 als NN-Gefangener heimlich nach Deutschland in das Untersuchungsgefängnis Essen verschleppt. Das Sondergericht Essen verurteilte ihn in einem Massenprozess gegen Widerstandskämpfer am 17. September 1942 wegen „kommunistischer Umtriebe“ zu einer hohen Freiheitsstrafe.
Gemeinsam mit anderen in diesem Prozess verurteilten Belgiern kam Herman Devry im Oktober 1942 aus dem Gefängnis Essen in das Zuchthaus Hameln.
Mit einem Sammeltransport von 80 westeuropäischen, vor allem belgischen Widerstandskämpfern wurde Devry am 19./20. Mai 1943 in das Zuchthaus Sonnenburg/Neumark in Ostbrandenburg verlegt.
Herman Devry war später Häftling im KZ Sachsenhausen, vermutlich seit November 1944.
Am 28. Januar 1945 wurde er von dort weiter nach Westen bis in das KZ Bergen-Belsen verschleppt. Dort starb Herman Devry am 22. Februar 1945, vermutlich an den erlittenen Strapazen.
Dewael, Robert
Belgier, wurde am 5. April 1909 in Brüssel-Anderlecht geboren. Der Beamte wohnte in Brüssel-Schaerbeck, rue Floris 38. Er war verheiratet und hatte ein Kind.
Robert Dewael war als Widerstandskämpfer an Spionageaktionen gegen die deutsche Besatzungsmacht beteiligt. Am 23. September 1941 wurde er verhaftet und in das zentrale deutsche Wehrmachtsgefängnis Brüssel-St. Gilles gesperrt.
Am 30. Januar 1942 wurde Robert Dewael heimlich, „bei Nacht und Nebel“, nach Deutschland verschleppt, wahrscheinlich – wie einige seiner Mitstreiter – in das Gestapo-Gefängnis Brauweiler bei Köln; um den 16. September 1942 soll er im Gefängnis Köln-Klingelpütz in den Händen der Gestapo gewesen sein.
Nach vielen Monaten in der Gewalt der Gestapo war Robert Dewael seit dem 16. November 1942 Häftling im Gefängnis Bochum.
Vermutlich noch 1942 verurteilte ihn das Sondergericht Essen in einem Sammelprozess zu einer Freiheitsstrafe.
Insgesamt zählten sieben spätere Hamelner Gefangene zu den Verurteilten, die alle dem Brüsseler Widerstand angehörten. Einschließlich Dewael sollten fünf ihre Gefangenschaft nicht überleben (s. auch Namensartikel Destaercke, Eysganck, Spruyt und Vervust.
Am 9. August 1943 kam Robert Dewael aus Bochum in das Strafgefangenenlager Esterwegen, eines der KZ-artigen Moorlager im Emsland.
Robert Dewael wurde am 6. Oktober 1943 – zusammen mit den anderen Verurteilten – in das Zuchthaus Hameln verlegt. Für NN-Gefangene bestand auch in Hameln eine strenge Isolationshaft mit Informations- und Kontaktverbot.
Im Unterschied zu den anderen Verurteilten wurde Robert Dewael im Januar 1944 nicht nach Esterwegen zurückverlegt, sondern kam über das Gefängnis Essen nach dem 26. November 1943 in das Zuchthaus Sonnenburg/Neumark in Ostbrandenburg. Dort saßen zwischen 1942 und 1945 über 1500 NN-Gefangene strikt isoliert ein und mussten überharte, für viele zum Tod führende Zwangsarbeit leisten.
Robert Dewael starb am 4. Mai 1944 im Zuchthaus Sonnenburg.
Dewilde, Karel
Belgier, wurde am 29. Januar 1886 in Gent geboren. Der Rentier wohnte in Bedeberg, Brüsselschesteenweg 134.
Als Widerstandskämpfer 1942 bei „Nacht und Nebel“ verhaftet, wurde Karel Dewilde am 14. Oktober 1942 als NN-Gefangener heimlich nach Deutschland verschleppt, zunächst in das Gefängnis Aachen, dann in das Untersuchungsgefängnis Bochum. Das Sondergericht Essen verurteilte ihn am 17. November 1942 wegen „verbotenen Waffenbesitzes“ zu einer hohen Freiheitsstrafe.
Zusammen mit vielen anderen kurz zuvor verurteilten Belgiern und Franzosen kam Karel Dewilde Anfang 1943 aus dem Gefängnis Bochum in das Zuchthaus Hameln.
Mit einem Sammeltransport von 80 westeuropäischen, vor allem belgischen Widerstandskämpfern wurde Dewilde am 19./20. Mai 1943 in das Zuchthaus Sonnenburg/Neumark in Ostbrandenburg verlegt.
Karel Dewilde starb nach dem 20. Mai 1943. Das genaue Todesdatum und der Todesort sind nicht bekannt. Damit könnte Karel Dewilde zu den über 800 Sonnenburger Gefangenen gehört haben, die im Januar 1945 vor Ort von der SS erschossen wurden, um sie der Roten Armee nicht lebend in die Hände fallen zu lassen.
Donnais, Edouard
Belgier, wurde am 28. März 1894 in Mouscron bei Kortryk geboren. Der Wollarbeiter wohnte in Mouscron, rue de nouveau monde 525.
Als Widerstandskämpfer am 18. April 1942 in Mouscron bei „Nacht und Nebel“ verhaftet, wurde Edouard Donnais am 30. Juli 1942 als NN-Gefangener heimlich nach Deutschland in das Untersuchungsgefängnis Bochum verschleppt. Das Sondergericht Essen verurteilte ihn in einem Massenprozess gegen Widerstandskämpfer am 16. Dezember 1942 wegen „bolschewistischer Umtriebe“ zu einer drastischen Freiheitsstrafe.
Zusammen mit vielen anderen kurz zuvor verurteilten Belgiern und Franzosen kam Edouard Donnais Anfang 1943 aus dem Gefängnis Bochum in das Zuchthaus Hameln.
Mit einem Sammeltransport von 80 westeuropäischen, vor allem belgischen Widerstandskämpfern wurde Donnais am 19./20. Mai 1943 in das Zuchthaus Sonnenburg/Neumark in Ostbrandenburg verlegt.
Edouard Donnais war vermutlich seit November 1944 Häftling im KZ Sachsenhausen, womöglich aber erst seit Anfang 1945, nachdem Sonnenburger Gefangene beim Herannahen der Ostfront auf einen Todesmarsch Richtung Westen gezwungen worden waren.
Edouard Donnais starb nach dem 1. April 1945 im KZ Sachsenhausen.