Die Dokumentation der Opfer der NS-Herrschaft
in der Stadt Hameln und im Landkreis Hameln-Pyrmont
 

2.  Die Opfer unter den Gefangenen des Zuchthauses Hameln

     Todesorte 2

2.4.2  Nach der Verschleppung aus dem Zuchthaus Hameln in andere Strafanstalten -
 Andere Strafanstalten sowie Hinrichtungsstätten
 
 Zuchthaus Sonnenburg/Neumark in Ostbrandenburg

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Druet, Jacques

Belgier, wurde am 12. November 1922 in Brüssel-Ixelles geboren. Der Student wohnte in Braine l´Alleud bei Brüssel, rue Odegaicen 64.
Als Widerstandskämpfer am 12. März 1942 in Braine l´Alleud bei „Nacht und Nebel“ verhaftet und zunächst im Gefängnis von Brüssel-St. Gilles festgehalten, wurde Jacques Druet am 28. Juli 1942 als NN-Gefangener heimlich nach Deutschland in das Untersuchungsgefängnis Bochum verschleppt. Das Sondergericht Essen verurteilte ihn am 12. Februar 1943 wegen „verbotenen Waffenbesitzes“ zu einer hohen Freiheitsstrafe.
Zusammen mit vielen anderen kurz zuvor verurteilten Belgiern und Franzosen kam Jacques Druet wenig später aus dem Gefängnis Bochum in das Zuchthaus Hameln.
Mit einem Sammeltransport von 80 westeuropäischen, vor allem belgischen Widerstandskämpfern wurde Druet am 19./20. Mai 1943 in das Zuchthaus Sonnenburg/Neumark in Ostbrandenburg verlegt.
Jacques Druet überlebte diesen Transport nicht lange, er starb am 8. Juni 1943 im Zuchthaus Sonnenburg.

Goffin, Josef

Belgier, wurde am 17. März 1885 in Mailet geboren. Der Major a.D. wohnte in St. Annenberg, Albrecht Rodenbachstr. 56.
Als Widerstandskämpfer 1942 bei „Nacht und Nebel“ verhaftet, wurde Josef Goffin am 30. Juli 1942 als NN-Gefangener heimlich nach Deutschland in das Untersuchungsgefängnis Bochum verschleppt. Das Sondergericht Essen verurteilte ihn am 29. Januar 1943 wegen „verbotenen Waffenbesitzes“ zu einer hohen Freiheitsstrafe.
Zusammen mit vielen anderen kurz zuvor verurteilten Belgiern und Franzosen kam Josef Goffin wenig später in das Zuchthaus Hameln.
Mit einem Sammeltransport von 80 westeuropäischen, vor allem belgischen Widerstandskämpfern wurde Goffin am 19./20. Mai 1943 in das Zuchthaus Sonnenburg/Neumark in Ostbrandenburg verlegt.
Josef Goffin starb Anfang 1945 im Zuchthaus Sonnenburg. Damit könnte er zu den über 800 Sonnenburger Gefangenen gehört haben, die im Januar 1945 vor Ort von der SS erschossen wurden, um sie der Roten Armee nicht lebend in die Hände fallen zu lassen.

Goormaghtigh, Gustav

Belgier, wurde am 8. Januar 1876 in Ostende geboren. Der Ingenieur wohnte in Mons, Boulevard des Etats Unis 123.
Als Widerstandskämpfer am 31. März 1942 bei „Nacht und Nebel“ verhaftet und zunächst im Gefängnis von Mons festgehalten, wurde Gustav Goormaghtigh am 7. August 1942 als NN-Gefangener heimlich nach Deutschland in das Untersuchungsgefängnis Bochum verschleppt. Der Berliner „Volksgerichtshof“ verurteilte ihn in einem Massenprozess gegen Widerstandskämpfer am 26. Februar 1943 wegen „Feindbegünstigung“ zu einer hohen Freiheitsstrafe.
Zusammen mit vielen anderen kurz zuvor verurteilten Belgiern und Franzosen kam Gustav Goormaghtigh wenig später aus dem Gefängnis Bochum in das Zuchthaus Hameln.
Mit einem Sammeltransport von 80 westeuropäischen, vor allem belgischen Widerstandskämpfern wurde Gustav Goormaghtigh am 19./20. Mai 1943 in das Zuchthaus Sonnenburg/Neumark in Ostbrandenburg verlegt.
Gustav Goormaghtigh starb am 11. Oktober 1943 im Zuchthaus Sonnenburg.

Kokke, Petrus

Belgier, wurde am 23. September 1901 in Ravels bei Turnhout geboren. Der Steinmetz wohnte in Ravels, Werandestr. 24.
Als Widerstandskämpfer am 28. Mai 1942 in Ravels bei „Nacht und Nebel“ verhaftet und zunächst im Gefängnis von Brüssel-St. Gilles festgehalten, wurde Petrus Kokke am 25. Juli 1942 als NN-Gefangener heimlich nach Deutschland in das Gefängnis Wuppertal verschleppt. Das Sondergericht Essen verurteilte ihn am 29. Januar 1943 wegen „verbotenen Waffenbesitzes“ zu einer hohen Freiheitsstrafe.
Zusammen mit vielen anderen kurz zuvor verurteilten Belgiern und Franzosen kam Petrus Kokke wenig später in das Zuchthaus Hameln.
Mit einem Sammeltransport von 80 westeuropäischen, vor allem belgischen Widerstandskämpfern wurde Kokke am 19./20. Mai 1943 in das Zuchthaus Sonnenburg/Neumark in Ostbrandenburg verlegt.
Vermutlich seit November 1944 war Petrus Kokke Häftling im KZ Sachsenhausen und wohl bis zum 21. März 1945 im Außenlager Heinkel-Flugzeugwerke in Oranienburg im Arbeitseinsatz.
Petrus Kokke starb nach dem 21. März 1945, vermutlich als eines der Opfer des mörderischen Todesmarsches von Sachsenhausen in Richtung Parchim.

Nach Auskunft des belgischen Historikers Cyriel Verbeek (email vom 13.9.2014) ist die Verfolgungsgeschichte des Petrus Kokke besonders tragisch: Infolge eines familiären Konflikts wurde Kokke aus seinem persönlichen Umfeld wegen Waffenbesitzes angezeigt; nach seiner Verurteilung setzte sich sein Sohn bei der Besatzungsmacht vergeblich für ihn ein. Nach dem Krieg musste der Verräter seine Tat mit fünf Jahren Gefängnis büßen.

Legal, Louis

Belgier, wurde am 18. Februar 1920 in Brüssel geboren. Der Kaufmann wohnte in Brüssel-Anderlecht, rue Otlet 61.
Louis Legal war seit 1. Juli 1941 Mitglied der „groupe grenadier“, einer Vorläufergruppe der „armée secrète“, der größten, konservativen Widerstandsorganisation Belgiens. Am 16. Oktober 1941 nahm ihn die Geheime Feldpolizei mit anderen Gruppenmitgliedern fest und lieferte ihn in das zentrale deutsche Wehrmachtsgefängnis Brüssel-St. Gilles ein.
1942, womöglich schon im Januar, wurde Louis Legal heimlich „bei Nacht und Nebel“ nach Deutschland in das Gestapo-Gefängnis Brauweiler bei Köln verschleppt, wo er wie andere NN-Gefangene vermutlich über Monate der Gewalt der Gestapo ausgeliefert war. Im Oktober 1942 kam er in das Gefängnis Bochum.
Am 22. Mai 1943 wurde Louis Legal mit einem großen Sammeltransport von 150 NN-Gefangenen aus Bochum in das Zuchthaus Hameln verbracht. Für NN-Gefangene bestand auch in Hameln eine strenge Isolationshaft mit Informations- und Kontaktverbot.
Am 19. Januar 1944 wurde Louis Legal in das Strafgefangenenlager Esterwegen, eines der KZ-artigen Moorlager im Emsland, verschleppt.
Damit teilte er das Schicksal von mehr als 50 Männern des NN-Transportes vom 22. Mai 1943, die zumeist Anfang 1944 von Hameln nach Esterwegen kamen.
In Esterwegen wird Louis Legal vor dem vor Ort tagenden Sondergericht Essen gestanden haben. Es verurteilte ihn zu fünf Jahren Freiheitsstrafe.
Im April 1944 wurde Louis Legal wie andere belgische Lagerinsassen in das Zuchthaus Sonnenburg/Neumark in Ostbrandenburg deportiert. Dort mussten zwischen 1942 und 1945 über 1500 strikt isolierte NN-Häftlinge überharte, für viele zum Tod führende Zwangsarbeit leisten.
Als die deutsche Justiz die NN-Gefangenen im Herbst 1944 vermehrt an die Gestapo auslieferte und die Rote Armee näher rückte, wurde Louis Legal zusammen mit vielen anderen Sonnenburger Gefangenen im November 1944 in das KZ Sachsenhausen verschleppt und von dort weiter in das KZ Buchenwald (im Januar 1945?).
Zuletzt (im Februar 1945?) wurde Louis Legal auf einen Todestransport in das KZ Mauthausen in Österreich gezwungen, den er nicht lange überlebte.
Nach der Befreiung des KZ durch US-Truppen am 6. Mai 1945 kam Louis Legal in ein Salzburger Krankenhaus.
Louis Legal starb am 21. Juni 1945 in Salzburg.