Die Dokumentation der Opfer der NS-Herrschaft
in der Stadt Hameln und im Landkreis Hameln-Pyrmont
 

2.  Die Opfer unter den Gefangenen des Zuchthauses Hameln

     Todesorte 2

2.4.2  Nach der Verschleppung aus dem Zuchthaus Hameln in andere Strafanstalten -
 Andere Strafanstalten sowie Hinrichtungsstätten
 
 Zuchthaus Groß Strehlitz in Oberschlesien

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Lestarquit, Louis

Belgier, wurde am 17. November 1906 in Vaulx bei Tournai in der wallonischen Provinz Hainaut (Hennegau) geboren. Der Verwaltungsdirektor und Armee-Offizier wohnte in Tournai, chaussee de Bruxelles 27.
Louis Lestarquit war Mitglied der königstreuen „Légion Belge“, die 1944 in der „armée secrète“, der größten, konservativen Widerstandsorganisation Belgiens, aufging. Wegen seiner Aktivitäten gegen die deutsche Besatzungsmacht wurde er am 22. Juni 1942 am Bahnhof von Mons mit mehreren Mitstreitern aus Tournai „bei Nacht und Nebel“ festgenommen.
Diese durchliefen ganz oder teils dieselben Stationen der Gefangenschaft und überlebten nicht (s. Namensartikel Duesberg, Parent, Wauters und Zavaro).
Die Geheime Feldpolizei brachte Louis Lestarquit gleichentags noch am selben Tag in das deutsche Wehrmachtsgefängnis in Loos-lez-Lille im nahen Frankreich. Über das zentrale Wehrmachtsgefängnis Brüssel-St. Gilles wurde Louis Lestarquit im August 1943 heimlich nach Deutschland in das Gefängnis Essen verschleppt.
Hier dürfte der Staatsanwalt des vor Ort tagenden „Volksgerichtshofes“ Berlin im Rahmen eines Sammelverfahrens Anklage erhoben haben. Über einen etwaigen Prozess ist jedoch nichts bekannt.
Die Tatvorwürfe müssen gravierend gewesen sein, denn das höchste NS-Gericht zog nur „schwere Fälle“ der NN-Verfahren an sich.
Louis Lestarquit gehörte zu einem Sammeltransport von zehn NN-Gefangenen, der am 8. September 1943 in Hameln eintraf, unter ihnen André Duesberg, Octave Parent, Etienne Wauters und Emile Zavaro, die mit ihm verhaftet und verurteilt worden waren. Für NN-Gefangene bestand auch in Hameln eine strenge Isolationshaft mit Informations- und Kontaktverbot.
Am 29. April 1944 wurde Louis Lestarquit zusammen mit knapp 70 Belgiern und Franzosen in das von alliierten Bomben nicht bedrohte Zuchthaus Groß Strehlitz in Oberschlesien weiterverlegt, den zentralen Zielort für NN-Verschleppte seit Frühjahr 1944 und bis zur Deportation in KZs im Herbst 1944.
Mit Räumung dieses Zuchthaus am 30. Oktober 1944 vor der herannahenden Roten Armee wurde Louis Lestarquit auf einen mörderischen Todesmarsch zum KZ Groß Rosen in Niederschlesien gezwungen, dem Hunderte seiner vornehmlich belgischen Leidensgenossen zum Opfer fielen, darunter auch die vier oben genannten.
Louis Lestarquit starb am 6. Februar 1945 im KZ Groß Rosen.

Maffei, Octave

Belgier, wurde am 26. Dezember 1872 in Brüssel-Schaerbeek geboren. Der Professor wohnte in Brüssel, rue de Livourne 42.
Octave Maffei war als Widerstandskämpfer an der Beschaffung oder Verwaltung von Geldmitteln für Sabotageaktionen beteiligt. Die Geheime Feldpolizei nahm ihn am 13. Mai 1942 in seiner Wohnung bei „Nacht und Nebel“ fest und dürfte ihn zunächst in das zentrale deutsche Wehrmachtsgefängnis Brüssel-St. Gilles gesperrt haben.
Am 19. September 1942 wurde Octave Maffei heimlich nach Deutschland in das Gefängnis Bochum verschleppt.
Am 22. Mai 1943 kam Octave Maffei mit einem großen Sammeltransport von 150 NN-Gefangenen aus dem Gefängnis Bochum in das Zuchthaus Hameln. Für NN-Gefangene bestand auch in Hameln eine strenge Isolationshaft mit Informations- und Kontaktverbot.
Am 29. April 1944 wurde Octave Maffei zusammen mit knapp 70 Belgiern und Franzosen in das von alliierten Bomben nicht bedrohte Zuchthaus Groß Strehlitz in Oberschlesien weiterverlegt, den zentralen Zielort für NN-Verschleppte seit Frühjahr 1944 und bis zur Deportation in KZs im Herbst 1944.
Mit Räumung dieses Zuchthauses am 30. Oktober 1944 vor der herannahenden Roten Armee wurde Octave Maffei auf einen mörderischen Todesmarsch zum KZ Groß Rosen in Niederschlesien gezwungen, dem Hunderte seiner zumeist belgischen Leidensgenossen zum Opfer fielen.
Als das KZ bis Anfang Februar ebenfalls geräumt wurde, musste der inzwischen 72 Jahre alte Mann einen Todesmarsch Richtung Westen mitmachen, der im KZ Bergen-Belsen sein Ende fand.
Octave Maffei starb am 20. Februar 1945 im KZ Bergen-Belsen, sicherlich an den Folgen der erlittenen Strapazen.

Meert, Alfons

Belgier, wurde am 5. Februar 1894 in Aalst geboren. Der Kraftfahrer wohnte in Aalst, August-Warcelstr. 72.
Als Widerstandskämpfer bei „Nacht und Nebel“ verhaftet, wurde Alfons Meert vermutlich 1943 heimlich nach Deutschland in das Untersuchungsgefängnis Bochum verschleppt.
Am 22. Mai 1943 kam Alfons Meert mit einem großen Sammeltransport von 150 NN-Gefangenen aus dem Gefängnis Bochum in das Zuchthaus Hameln.
Am 29. April 1944 wurde Alfons Meert zusammen mit knapp 70 Belgiern und Franzosen des genannten Transports in das Zuchthaus Groß Strehlitz in Oberschlesien weiterverlegt.
Im weiteren Verlauf des Jahres 1944 wurde Alfons Meert in das KZ Groß Rosen in Niederschlesien verschleppt.
Wie Tausende Häftlinge musste Alfons Meert Anfang 1945 einen der Todesmärsche in Richtung Westen mitmachen. Am 5. Februar 1945 erreichte er das KZ Buchenwald.
Alfons Meert kam am 2. März 1945 im KZ Buchenwald ums Leben, vermutlich infolge der erlittenen Strapazen.

Parent, Octave Clement

Belgier, wurde am 4. März 1909 in Péronnes-lez-Antoing bei Tournai geboren. Der Gendarm wohnte in Mons, Provinz Hainaut (Hennegau), rue du Rossignol 1.
Octave Parent war Mitglied der königstreuen „Légion Belge“, die 1944 in der „armée secrète“, der größten, konservativen Widerstandsorganisation Belgiens, aufging. Wegen Übermittlung von militärischen Informationen an die Alliierten wurde er am 22. Juni 1942 „bei Nacht und Nebel“ mit mehreren Mitstreitern am Bahnhof von Mons festgenommen.
Diese durchliefen ganz oder teils dieselben Stationen der Gefangenschaft und überlebten nicht (s. Namensartikel Duesberg, Lestarquit, Wauters und Zavaro).
Die Geheime Feldpolizei brachte Octave Parent noch am selben Tag in das deutsche Wehrmachtsgefängnis Mons. Über das Wehrmachtsgefängnis Charleroi wurde er vermutlich im Frühjahr 1943 in das grausige KZ Breendonk bei Mechelen verschleppt, das einzige KZ auf belgischem Boden.
Wohl am 20. August 1943 wurde Octave Parent heimlich nach Deutschland in das Gefängnis Essen weiterverschleppt.
Hier dürfte der Staatsanwalt des vor Ort tagenden „Volksgerichtshofes“ Berlin im Rahmen eines Sammelverfahrens Anklage erhoben haben. Jedoch ist über einen etwaigen Prozess nichts bekannt. Die Tatvorwürfe müssen gravierend gewesen sein, denn das höchste NS-Gericht zog nur „schwere Fälle“ der NN-Verfahren an sich.
Octave Parent gehörte zu einem Sammeltransport von zehn NN-Gefangenen, der am 8. September 1943 in Hameln eintraf, unter ihnen André Duesberg, Louis Lestarquit, Etienne Wauters und Emile Zavaro. Für NN-Gefangene bestand auch in Hameln eine strenge Isolationshaft mit Informations- und Kontaktverbot.
Am 29. April 1944 wurde Octave Parent zusammen mit knapp 70 Belgiern und Franzosen in das derzeit noch fernab des Bombenkriegs liegende Zuchthaus Groß Strehlitz in Oberschlesien weiterverlegt, den zentralen Zielort für NN-Verschleppte seit Frühjahr 1944 und bis zur Deportation in KZs im Herbst 1944.
Mit Räumung dieses Zuchthaus am 30. Oktober 1944 vor der herannahenden Roten Armee wurde Octave Parent auf einen mörderischen Todesmarsch zum KZ Groß Rosen in Niederschlesien gezwungen, dem Hunderte seiner vornehmlich belgischen Leidensgenossen zum Opfer fielen, darunter auch die vier oben genannten.
Octave Parent starb am 9. Dezember 1944 im KZ Groß Rosen.

Ringoot, Frans (Francois)

Belgier, wurde am 22. Januar 1903 in Lebbeke, Ostflandern, geboren. Der Eisenbahner wohnte in Lebbeke, Brusselse Steenweg 66.
Frans Ringoot war Mitglied der Widerstandsgruppe „B.V.L.“ (niederl.: „Bevrijdingsleger“ / „Belgisch Vrijwilligerslegioen“; franz.: „A.L.“ = „armée de la libération“). Die Geheime Feldpolizei verhaftete ihn am 14. Juli 1942 bei „Nacht und Nebel“ und sperrte ihn in das deutsche Wehrmachtsgefängnis Gent. Nach mehr als fünf Monaten, am 22. März 1943, wurde Frans Ringoot heimlich nach Deutschland in das Gefängnis Bochum verschleppt.
Am 22. Mai 1943 kam Frans Ringoot mit einem großen Sammeltransport von 150 NN-Gefangenen aus dem Gefängnis Bochum in das Zuchthaus Hameln. Für NN-Gefangene bestand auch in Hameln eine strenge Isolationshaft mit Informations- und Kontaktverbot.
Am 29. April 1944 wurde Frans Ringoot zusammen mit knapp 70 Belgiern und Franzosen des genannten Transports in das von alliierten Bomben nicht bedrohte Zuchthaus Groß Strehlitz in Oberschlesien weiterverlegt, den zentralen Zielort für NN-Verschleppte seit Frühjahr 1944 und bis zur Deportation in KZs im Herbst 1944.
Mit Räumung dieses Zuchthaus am 30. Oktober 1944 vor der herannahenden Roten Armee wurde Frans Ringoot auf einen mörderischen Todesmarsch zum KZ Groß Rosen in Niederschlesien gezwungen, dem Hunderte seiner zumeist belgischen Leidensgenossen zum Opfer fielen.
Als das KZ bis Anfang Februar 1945 ebenfalls geräumt wurde, musste Frans Ringoot einen Todesmarsch in Richtung Westen mitmachen, der im KZ Buchenwald bei Weimar sein Ende fand.
Frans Ringoot starb am 25. Februar 1945 im KZ Buchenwald, sicherlich infolge der erlittenen Strapazen.