Die Dokumentation der Opfer der NS-Herrschaft
in der Stadt Hameln und im Landkreis Hameln-Pyrmont
2. Die Opfer unter den Gefangenen des Zuchthauses Hameln
Todesorte 2
2.4.2 Nach der Verschleppung aus dem Zuchthaus Hameln in andere Strafanstalten -
Andere Strafanstalten sowie Hinrichtungsstätten
Zuchthaus Groß Strehlitz in Oberschlesien
Seite 7 von 9 Seiten - 41 Einträge
Roosemont, René
Belgier, wurde am 22. Juli 1921 in De Panne, Westflandern, geboren. Der Händler wohnte in De Panne, Zeelaan 84.
Am 27. Juni 1942 nahm die Geheime Feldpolizei René Roosemont unter dem Vorwurf des Waffenbesitzes fest und lieferte ihn in das deutsche Wehrmachtsgefängnis Brügge ein.
Über das zentrale deutsche Wehrmachtsgefängnis Brüssel-St. Gilles wurde er am 7. November 1942 heimlich nach Deutschland in das Gefängnis Essen verschleppt und von dort am 11. November in das Gefängnis Bochum.
Am 22. Mai 1943 kam René Roosemont mit einem großen Sammeltransport von 150 NN-Gefangenen in das Zuchthaus Hameln. Für NN-Gefangene bestand auch in Hameln eine strenge Isolationshaft mit Informations- und Kontaktverbot.
Vermutlich am 29. April 1944 wurde René Roosemont zusammen mit knapp 70 Belgiern und Franzosen des genannten Transports in das von alliierten Bomben nicht bedrohte Zuchthaus Groß Strehlitz in Oberschlesien weiterverlegt, den zentralen Zielort für NN-Verschleppte seit Frühjahr 1944 und bis zur Deportation in KZs im Herbst 1944.
Mit Räumung dieses Zuchthauses am 30. Oktober 1944 vor der herannahenden Ostfront wurde René Roosemont auf einen mörderischen Todesmarsch zum KZ Groß Rosen in Niederschlesien gezwungen, dem Hunderte seiner zumeist belgischen Leidensgenossen zum Opfer fielen.
Als das KZ bis Anfang Februar 1945 ebenfalls geräumt wurde, musste René Roosemont einen Todesmarsch Richtung Westen mitmachen, der im KZ Mittelbau-Dora in Thüringen endete. Diesen überlebte er nicht.
René Roosemont starb am 24. Februar 1945 im KZ Mittelbau-Dora.
Rosen, Jacques
Belgier, wurde am 27. Juli 1903 in Limbourg, Provinz Lüttich, geboren. Der Textilarbeiter wohnte in Limbourg, rue Théodore Dujardin 7.
Jacques Rosen gehörte dem Widerstand in den belgischen Grenzgemeinden an, die 1940 zusammen mit Eupen-Malmedy ganz oder teils von NS-Deutschland annektiert worden waren. Die Gestapo nahm ihn am 4. Juni 1942 in Aachen bei „Nacht und Nebel“ fest und brachte ihn bis zum 6. Juni 1942 im Gefängnis Eupen unter.
Danach wurde Jacques Rosen heimlich nach Deutschland verschleppt, entweder direkt oder mit Zwischenstationen in ein Berliner Gefängnis; ob er sich in der Gewalt der Gestapo befand, womöglich Angeklagter vor dem Berliner „Volksgerichtshof“ war, ist nicht bekannt.
Nach zehn Monaten, am 13. April 1943, wurde Jacques Rosen aus Berlin in das Gefängnis Bochum gebracht.
Aus Bochum kam Jacques Rosen am 22. Mai 1943 mit einem großen Sammeltransport von 150 NN-Gefangenen in das Zuchthaus Hameln. Für NN-Gefangene bestand auch in Hameln eine strenge Isolationshaft mit Informations- und Kontaktverbot.
Am 29. April 1944 wurde Jacques Rosen zusammen mit knapp 70 Belgiern und Franzosen des genannten Transports in das von alliierten Bomben nicht bedrohte Zuchthaus Groß Strehlitz in Oberschlesien deportiert, den zentralen Zielort für NN-Verschleppte seit Frühjahr 1944 und bis zur Deportation in KZs im Herbst 1944.
Mit Räumung dieses Zuchthauses am 30. Oktober 1944 vor der herannahenden Ostfront wurde Jacques Rosen auf einen mörderischen Todesmarsch zum KZ Groß Rosen in Niederschlesien gezwungen, den er wie Hunderte seiner zumeist belgischen Leidensgenossen nicht überlebte.
Jacques Rosen starb am 11. Dezember 1944 im KZ Groß Rosen.
Simon, Willy
Belgier, wurde am 17. Februar 1922 in Namur geboren. Der Student wohnte in Namur, rue de Bas-Prés 42.
Als Widerstandskämpfer bei der Untergrundpresse aktiv, wurde Willy Simon von der deutschen „Sicherheitspolizei“ (SiPo-SD) am 21. August 1942 verhaftet und bis 30. November 1942 in das deutsche Wehrmachtsgefängnis Namur gesperrt.
Über das zentrale deutsche Wehrmachtsgefängnis Brüssel-St. Gilles wurde Willy Simon am 5. Dezember 1942 bei „Nacht und Nebel“ heimlich nach Deutschland in das Gefängnis Bochum verschleppt.
Am 22. Mai 1943 kam Willy Simon mit einem großen Sammeltransport von 150 NN-Gefangenen aus dem Gefängnis Bochum in das Zuchthaus Hameln. Für NN-Gefangene bestand auch in Hameln eine strenge Isolationshaft mit Informations- und Kontaktverbot.
Am 1. März 1944 wurde er auf Transport in das Strafgefangenenlager Esterwegen, eines der KZ-artigen Moorlager im Emsland, gesetzt. Vermutlich weil Esterwegen vollkommen überfüllt war, soll Willy Simon am 6. März 1944 über das Gefängnis Lingen in das Emsland-Lager Aschendorfermoor gebracht worden sein.
Über 50 Mann des genannten NN-Transportes vom 22. Mai 1943 kamen zumeist Anfang 1944 von Hameln nach Esterwegen bzw. ins Emsland, während knapp 70 Mann dieses Transportes im April 1944 in das oberschlesische Zuchthaus Groß Strehlitz gebracht wurden.
Willy Simon wurde im weiteren Verlauf des Jahres 1944 wie viele NN-Gefangene aus Esterwegen in das von alliierten Bomben nicht bedrohte Zuchthaus Groß Strehlitz gebracht, den zentralen Zielort für NN-Verschleppte seit Frühjahr 1944 und bis zur Deportation in KZs im Herbst 1944.
Mit Räumung dieses Zuchthauses am 30. Oktober 1944 vor der herannahenden Ostfront wurde Willy Simon auf einen mörderischen Todesmarsch zum KZ Groß Rosen in Niederschlesien gezwungen, dem Hunderte seiner zumeist belgischen Leidensgenossen zum Opfer fielen.
Als das KZ bis Anfang Februar 1945 ebenfalls geräumt wurde, musste Willy Simon einen Todesmarsch in Richtung Westen mitmachen, der im KZ Buchenwald bei Weimar sein Ende fand. Am 5. Februar 1945 wurde Willy Simon als Zugang im KZ registriert und am 28. Februar wegen „allgemeiner Schwäche“ und „Durchfall“ als Zugang im Lagerlazarett.
Mit Räumung des KZ Buchenwald vor den heranrückenden US-Truppen am 7. April 1945 wurde Willy Simon auf einen weiteren Todesmarsch gezwungen.
Willy Simon starb am 12. April 1945 auf der Strecke von Weimar nach Eschenbergen nordwestlich von Erfurt.
Tilman, Robert
Belgier, wurde am 4. Mai 1904 in Rivière geboren. Der Beamte wohnte in Brüssel-Schaerbeek, rue des Páquerettes 11. Er war verheiratet und hatte zwei Kinder.
Robert Tilman war als Mitglied einer Brüsseler Widerstandsgruppe an Aktionen gegen die deutsche Besatzung beteiligt. Am 16. November 1941 nahm ihn die Geheime Feldpolizei in Brüssel-Wavre offenbar zusammen mit Gustave Mallit (s. dessen Namensartikel) fest und sperrte ihn in das zentrale deutsche Wehrmachtsgefängnis Brüssel-St. Gilles.
Am 22. Januar 1942 wurde Robert Tilman heimlich nach Deutschland in das Gestapo-Gefängnis Brauweiler bei Köln verschleppt. Nach neun Monaten in der Gewalt der Gestapo gehörte er am 15. Oktober 1942 zu einem Transport belgischer NN-Gefangener in das Gefängnis Bochum, ebenso wie zumindest drei spätere Gefangene des Zuchthauses Hameln.
Am 22. Mai 1943 kam Robert Tilman mit einem großen Sammeltransport von 150 NN-Gefangenen in das Zuchthaus Hameln. Für NN-Gefangene bestand auch in Hameln eine strenge Isolationshaft mit Informations- und Kontaktverbot.
Am 19. Januar 1944 wurde Robert Tilman in das Strafgefangenenlager Esterwegen weiterverlegt (wie auch Gustave Mallit).
Über 50 Mann des genannten NN-Transportes nach Hameln vom 22. Mai 1943 kamen zumeist Anfang 1944 von Hameln nach Esterwegen bzw. ins Emsland, während knapp 70 Mann dieses Transportes im April 1944 in das oberschlesische Zuchthaus Groß Strehlitz gebracht wurden.
Robert Tilman wurde am 15. März 1944 (oder am 6. Mai) wie viele NN-Gefangene aus Esterwegen in das von alliierten Bomben nicht bedrohte Zuchthaus Groß Strehlitz deportiert, den zentralen Zielort für NN-Verschleppte seit Frühjahr 1944 und bis zur Deportation in KZs im Herbst 1944.
Am 30. Oktober 1944 wurde Robert Tilman auf einen mörderischen Todesmarsch zum KZ Groß Rosen in Niederschlesien gezwungen, dem Hunderte seiner zumeist belgischen Leidensgenossen zum Opfer fielen. Als das KZ bis Anfang Februar 1945 ebenfalls geräumt wurde, musste Robert Tilman einen der Todesmärsche der KZ-Insassen in Richtung Westen mitmachen. Über Neubrandenburg erreichte er schließlich das KZ Ravensbrück.
Robert Tilman starb im Februar 1945 im KZ Ravensbrück, sicherlich an den Folgen der erlittenen Strapazen.
van Boxmeer, René
Belgier, wurde am 15. Februar 1906 in Mechelen geboren. Der Advokat wohnte in Mechelen.
Als Widerstandskämpfer vor dem 17. August 1942 bei „Nacht und Nebel“ verhaftet und zunächst im Gefängnis von Brüssel-St. Gilles festgehalten, wurde René van Boxmeer am 9. Januar 1943 als NN-Gefangener heimlich nach Deutschland in das Untersuchungsgefängnis Bochum verschleppt.
Am 22. Mai 1943 kam René van Boxmeer mit einem großen Sammeltransport von 150 NN-Gefangenen aus dem Gefängnis Bochum in das Zuchthaus Hameln.
Am 29. April 1944 wurde van Boxmeer zusammen mit knapp 70 Belgiern und Franzosen des genannten Transports in das Zuchthaus Groß Strehlitz in Oberschlesien weiterverlegt.
Ein halbes Jahr später, am 30. Oktober 1944, wurde René van Boxmeer in das KZ Groß Rosen in Niederschlesien verschleppt.
René van Boxmer starb nach einem Monat, am 30. November 1944, im KZ Groß Rosen.