Die Dokumentation der Opfer der NS-Herrschaft
in der Stadt Hameln und im Landkreis Hameln-Pyrmont
2. Die Opfer unter den Gefangenen des Zuchthauses Hameln
Todesorte 2
2.4.2 Nach der Verschleppung aus dem Zuchthaus Hameln in andere Strafanstalten -
Andere Strafanstalten sowie Hinrichtungsstätten
Zuchthaus Groß Strehlitz in Oberschlesien
Seite 8 von 9 Seiten - 41 Einträge
van Nuffel, Edgar Petrus
Belgier, wurde am 20. Februar 1903 in Lebbeke, Ostflandern, geboren. Der Schuhmacher wohnte in Lebbeke, Stationstraat 47b.
Edgar van Nuffel war seit 1. Juni 1941 Mitglied der Widerstandsgruppe „B.V.L.“ (niederl.: „Bevrijdingsleger“ / „Belgisch Vrijwilligerslegioen“; franz.: „A.L.“ = „armée de la libération“). Am 12. Oktober 1942 nahmen Geheime Feldpolizei und „Sicherheitsdienst“ (SD) in einer gemeinsamen nächtlichen Aktion Edgar van Nuffel „bei Nacht und Nebel“ in seiner Wohnung fest und sperrten ihn zunächst in das deutsche Wehrmachtsgefängnis Gent.
Nach mehr als fünf Monaten, am 23. März 1943, wurde er heimlich nach Deutschland in das Gefängnis Bochum verschleppt.
Am 22. Mai 1943 kam van Nuffel mit einem großen Sammeltransport von 150 NN-Gefangenen aus Bochum in das Zuchthaus Hameln. Für NN-Gefangene bestand auch in Hameln eine strenge Isolationshaft mit Informations- und Kontaktverbot.
Am 29. April 1944 wurde Edgar van Nuffel zusammen mit knapp 70 Belgiern und Franzosen des genannten Transports in das von alliierten Bomben nicht bedrohte Zuchthaus Groß Strehlitz in Oberschlesien weiterverlegt, den zentralen Zielort für NN-Verschleppte seit Frühjahr 1944 und bis zur Deportation in KZs im Herbst 1944.
Mit Räumung dieses Zuchthauses am 30. Oktober 1944 vor der herannahenden Ostfront wurde van Nuffel auf einen mörderischen Todesmarsch zum KZ Groß Rosen in Niederschlesien gezwungen, den er wie Hunderte seiner zumeist belgischen Leidensgenossen nicht lange überlebte.
Edgar van Nuffel starb am 7. Dezember 1944 im KZ Groß Rosen.
Vanhulle, Joseph (Josephus),
Vanhulle, Joseph
Belgier, wurde am 1. Februar 1903 in Gent geboren. Der Ingenieur wohnte in Gent, rue de Meulestede 61. Er war verheiratet und hatte vier Kinder.
Joseph Vanhulle war Mitglied einer kleineren Widerstandsgruppe, der „O.M.B.R“ (franz.: „Organisation Militair Belge de Résistance“). Er beteiligte sich an der Verbreitung illegaler Zeitungen („La Libre Belqique“, „Vrij“) und betrieb Spionage für die Alliierten. Die Geheime Feldpolizei nahm ihn am 2. Juli 1942 bei „Nacht und Nebel“ fest und brachte ihn in das zentrale deutsche Wehrmachtsgefängnis Brüssel-St. Gilles.
Nach über einem Jahr wurde Joseph Vanhulle am 25. August 1943 heimlich nach Deutschland in das Gefängnis Essen verschleppt. Möglicherweise verurteilte ihn das Sondergericht Essen zu einer empfindlichen Strafe.
Joseph Vanhulle gehörte zu einem Sammeltransport von zehn NN-Gefangenen, der am 8. September 1943 in Hameln eintraf. Für NN-Gefangene bestand auch in Hameln eine strenge Isolationshaft mit Informations- und Kontaktverbot.
Am 29. April 1944 wurde Joseph Vanhulle zusammen mit knapp 70 Belgiern und Franzosen des genannten Transports in das von alliierten Bomben nicht bedrohte Zuchthaus Groß Strehlitz in Oberschlesien weiterverlegt, den zentralen Zielort für NN-Verschleppte seit Frühjahr 1944 und bis zur Deportation in KZs im Herbst 1944.
Mit Räumung dieses Zuchthauses am 30. Oktober 1944 vor der herannahenden Roten Armee wurde Joseph Vanhulle auf einen mörderischen Todesmarsch zum KZ Groß Rosen in Niederschlesien gezwungen, dem Hunderte seiner zumeist belgischen Leidensgenossen zum Opfer fielen.
Als das KZ Anfang Februar 1945 ebenfalls geräumt wurde, musste Joseph Vanhulle einen Todesmarsch Richtung Westen mitmachen, der zum KZ Mittelbau-Dora in Thüringen führte. Diesen überlebte er nicht.
Josephus Vanhulle starb am 22. Februar 1945 im KZ Mittelbau-Dora.
Versari, Simon
Belgier, wurde am 11. Januar 1917 in Tournai in der wallonischen Provinz Hainaut (Hennegau) geboren. Der Angestellte wohnte in Brüssel, Square Margueritte 12.
Simon Versari wurde als Widerstandskämpfer vermutlich 1942 „bei Nacht und Nebel“ festgenommen und dürfte, da er in Brüssel wohnte, in das zentrale deutsche Wehrmachtsgefängnis Brüssel-St. Gilles eingeliefert worden sein.
Vermutlich um die Jahreswende 1942/43 wurde er heimlich nach Deutschland in das Gefängnis Bochum verschleppt. Über eine Anklage ist nichts bekannt.
Simon Versari kam am 22. Mai 1943 mit einem großen Sammeltransport von 150 NN-Gefangenen in das Zuchthaus Hameln. Für NN-Gefangene bestand auch in Hameln eine strenge Isolationshaft mit Informations- und Kontaktverbot.
Am 29. April 1944 wurde Simon Versari zusammen mit knapp 70 Belgiern und Franzosen des genannten Transports in das von alliierten Bomben nicht bedrohte Zuchthaus Groß Strehlitz in Oberschlesien weiterverlegt, den zentralen Zielort für NN-Verschleppte seit Frühjahr 1944 und bis zur Deportation in KZs im Herbst 1944.
Mit Räumung dieses Zuchthauses am 30. Oktober 1944 vor der herannahenden Roten Armee wurde Simon Versari auf einen mörderischen Todesmarsch zum KZ Groß Rosen in Niederschlesien gezwungen, den er wie Hunderte seiner zumeist belgischen Leidensgenossen nicht überlebte.
Simon Versari starb am 9. Dezember 1944 im KZ Groß Rosen.
Vierstraete, Jerome
Belgier, wurde am 11. Dezember 1893 in St. Jean bei Ypern in Westflandern geboren. Der Händler wohnte in Ypern, Rijsselstraat 23. Er war verheiratet und hatte sieben Kinder.
Jerome Vierstraete unterstützte seit 1941 die königstreue Widerstandsgruppe „Légion Belge“, eine Vorläuferin der „armée secrète“, der größten, konservativen Widerstandsorganisation Belgiens. Er war an Spionageaktivitäten für Großbritannien beteiligt und an der Verbreitung illegaler Zeitungen. Am 11. April 1942 nahm ihn die Geheime Feldpolizei bei „Nacht und Nebel“ fest und sperrte ihn in das deutsche Wehrmachtsgefängnis Gent.
Vermutlich Anfang 1943 wurde Jerome Vierstraete heimlich nach Deutschland verschleppt, über das Gefängnis Aachen in das Gefängnis Bochum.
Am 22. Mai 1943 kam Jerome Vierstraete mit einem großen Sammeltransport von 150 NN-Gefangenen aus Bochum in das Zuchthaus Hameln. Für NN-Gefangene bestand auch in Hameln eine strenge Isolationshaft mit Informations- und Kontaktverbot.
Am 29. April 1944 wurde Jerome Vierstraete zusammen mit knapp 70 Belgiern und Franzosen des genannten Transports in das von alliierten Bomben nicht bedrohte Zuchthaus Groß Strehlitz in Oberschlesien weiterverlegt, den zentralen Zielort für NN-Verschleppte seit Frühjahr 1944 und bis zur Deportation in KZs im Herbst 1944..
Mit Räumung dieses Zuchthauses am 30. Oktober 1944 vor der herannahenden Roten Armee wurde Jerome Vierstraete auf einen mörderischen Todesmarsch zum KZ Groß Rosen in Niederschlesien gezwungen, den er wie Hunderte seiner zumeist belgischen Leidensgenossen nicht lange überlebte.
Jerome Vierstraete starb am 8. Januar 1945 im KZ Groß Rosen.
Wauters, Etienne
Belgier, wurde am 14. Dezember 1906 in Lillois Witterzée bei Nivelles in Wallonisch-Brabant südlich von Brüssel geboren. Der Ingenieur wohnte in Ghlin bei Mons in der Provinz Hainaut (Hennegau), rue de Baudour.
Etienne Wauters war Mitglied der königstreuen Widerstandsgruppe „Légion Belge“, die 1944 in der „armée secrète“, der größten, konservativen Widerstandsorganisation Belgiens, aufging; er wurde am 22. Juni 1942 „bei Nacht und Nebel“ mit mehreren Mitstreitern am Bahnhof von Mons verhaftet.
Diese durchliefen ganz oder teils dieselben Stationen der Gefangenschaft und überlebten nicht (s. Namensartikel Duesberg, Lestarquit, Parent und Zavaro).
Vermutlich wurde Etienne Wouters wie die mit ihm Verhafteten zunächst in deutschen Wehrmachtsgefängnissen in Belgien festgehalten, um zusammen mit diesen im Sommer 1943 heimlich nach Deutschland in das Gefängnis Essen verschleppt zu werden.
Hier dürfte der Staatsanwalt des vor Ort tagenden „Volksgerichtshofes“ Berlin im Rahmen eines Sammelverfahrens Anklage erhoben haben. Jedoch ist über einen etwaigen Prozess nichts bekannt.
Die Tatvorwürfe müssen gravierend gewesen sein, denn das höchste NS-Gericht zog nur „schwere Fälle“ der NN-Verfahren an sich.
Etienne Wouters gehörte zu einem Sammeltransport von zehn NN-Gefangenen, der am 8. September 1943 in Hameln eintraf, unter ihnen André Duesberg, Louis Lestarquit, Octave Parent und Emile Zavaro.
Für NN-Gefangene bestand auch in Hameln eine strenge Isolationshaft mit Informations- und Kontaktverbot.
Am 29. April 1944 wurde Etienne Wouters zusammen mit knapp 70 Belgiern und Franzosen in das derzeit fernab des Bombenkriegs liegende Zuchthaus Groß Strehlitz in Oberschlesien weiterverlegt, den zentralen Zielort für NN-Verschleppte seit Frühjahr 1944 und bis zur Deportation in KZs im Herbst 1944.
Mit Räumung dieses Zuchthaus am 30. Oktober 1944 vor der herannahenden Roten Armee wurde Etienne Wouters auf einen mörderischen Todesmarsch zum KZ Groß Rosen in Niederschlesien gezwungen, dem Hunderte seiner vornehmlich belgischen Leidensgenossen zum Opfer fielen, darunter auch die vier oben genannten.
Etienne Wouters soll im Februar 1945 im KZ Groß Rosen umgekommen sein. Möglicherweise starb er aber an einem anderen unbekannten Todesort.