Kalenderblatt - Luftangriff

18. Juni 1941  -

Der Luftangriff auf die Häuser der Stüve- und Walthausenstraße

S eit 1933 wurde die Bevölkerung auf die vom Ausland angeblich drohende Luftkriegsgefahr aufmerksam gemacht. Damit sollte die Notwendigkeit betont werden, eine deutsche Luftwaffe aufzubauen. Die Maßnahmen für den zivilen Luftschutz hielten sich freilich in Grenzen. Zu Kriegsbeginn gibt es in Hameln 11 öffentliche Luftschutzräume für 1457 Personen, 10 über die Stadt verteilte offene Luftschutzgräben und die privaten Schutzräume, die Keller der Wohnhäuser, die jedoch nur notdürftigen Schutz bieten.

Der Luftkrieg begann für Hameln recht harmlos. Verschiedene kleinere Abwürfe im Jahre 1940 richteten nur geringe Sachschäden an.

Der erste konzentrierte Angriff erfolgte am 18. Juni 1941. Britische Nachtbomber griffen den Bahnhof an, verfehlten aber ihr Ziel. Sechs Sprengbomben fielen auf die nahe Stüve- und Walthausenstraße. Es gab erhebliche Zerstörungen und die hohe Zahl von 24 Toten und 9 Verletzten. Vor dem Angriff hatte es keinen Alarm gegeben.

Die anschließende Trauerfeier, die auf dem „Lüttjen Markt“ (zwischen Marktkirche und Hochzeitshaus) stattfand, nutzte die Toten als Propagandainstrument. NS-Gauleiter Lauterbacher aus Hannover war anwesend und sagte:

„Diese Toten würden uns, könnte sie noch reden, selbst diesen Auftrag geben, weiter zu kämpfen bis zum endgültigen Siege. Wir verabschieden uns von ihnen, indem wir uns erneut um den Führer scharen und erneut ihm geloben, zu kämpfen bis zum letzten und wenn es sein muss, das gleiche Opfer zu bringen.“

Der Schriftleiter der NS-Zeitung NTZ Weserbergland formulierte:

„Die Fahne hoch und über die Gräber vorwärts!“

Zwei Jahre lang bleibt die Stadt danach von Luftangriffen verschont.

 
Bild
 

Nach den großen Bombenangriffen auf Hannover im Herbst 1943 traf die Stadt Hameln weitere Vorsorgemaßnahmen. Ausweichquartiere für Ausgebombte wurden angelegt, zentnerweise Grundnahrungsmittel eingelagert und Bestattungen vorbereitet: 134 Särge für Erwachsene und 48 für Kinder standen bereit. Ein 324 Grabstellen umfassendes Bombenopfergräberfeld mit „Weihestätte“ war für den Friedhof Wehl vorgesehen.

Am 7. Juli 1944 dürfte der Angriff erneut dem Bahnhof gegolten haben. Getroffen wurden Häuser der Siedlung am Basberg. 19 oder 20 Menschen fanden den Tod.

Im März und April 1945 war die Bedrohung aus der Luft permanent vorhanden. Ständiger Alarm zwang die Bevölkerung in die Keller. Tiefflieger bedrohten einzelne Menschen. Und immer wieder war der Bahnhof das Ziel.

Am 14. März 1945 erlitt Hameln den folgenschwersten Angriff. Auf dem Bahnhof standen gerade die vollbesetzten Mittags- und Nachmittagszüge abfahrbereit, als zwölf britische Bomber angriffen. Rund 200 Tote waren die schreckliche Bilanz. 700 Menschen der Bahnhofsgegend wurden obdachlos.

Erst die Besetzung der Stadt durch die Amerikaner befreite die Bevölkerung vom schrecklichen Druck des Luftkrieges. Aber noch in den folgenden Tagen starben Schwerverletzte in den Lazaretten an den Folgen der Bombardierungen.

Ein großes Gräberfeld auf dem Friedhof Wehl erinnert bis heute an die vielen Todesopfer aus der Bevölkerung.

Autor: Bernhard Gelderblom

 
Bild