Kalenderblatt - Bürgergarten
5. Mai 1962 -
Vom Exerzierplatz zum Bürgergarten –
die Einweihung des
Bürgergartens vor 50 Jahren
Wenn sich am 5. Mai dieses Jahres die Tore zu der neuen Grünanlage öffnen werden, geht damit ein alter Wunsch unserer Bürger in Erfüllung. Viel fleißige Hände waren am Werk, um inmitten der Stadt und dennoch abgesetzt vom Verkehr einen Garten zu schaffen, der nicht nur das Stadtbild verschönern, sondern ganz besonders all denen, die Entspannung suchen, die Möglichkeit geben wird, sich in grüner Umgebung zu erholen.“
Mit diesen Worten aus dem Grußwort im Ausstellungskatalog wurde der Bürgergarten und gleichzeitig der niedersächsische Gartenbautag am 5. Mai 1962 eröffnet. Dem Umbau vom ehemaligen Exerzierplatz, später Sportplatz, zur Grünanlage lagen Planungen zu Grunde, die über 150 Jahre alt waren. In einem jahrzehntelangen Streit zwischen der Stadt Hameln und dem Königreich Hannover um den Besitz des Festungsgeländes konnte die Stadt schließlich 1850 einen Teilerfolg erreichen. Das Festungsgelände wurde zwar der Stadt zugesprochen, aber der Bereich zwischen Wettorstraße und Deisterallee (sowie dem heutigen Gelände des Krankenhauses an der Weser) blieb in der Hand des Militärs, um dort einen Exerzierplatz zu errichten.
Um die Stadt planmäßig erweitern zu können, die sich bis dahin nur innerhalb der Wallanlagen entwickeln konnte, ließ die Verwaltung durch den hannoverschen Architekten Baurat Unger und den Baumeister Börgemann einen einheitlichen Bebauungsplan aufstellen. Dieser sah auf beiden Seiten der teilweise aufgestauten Hamel einen Grüngürtel zwischen der Wettorstraße und dem Wilhelmsplatz vor. Zentrum der Grünanlage war der ehemalige Exerzierplatz mit symmetrisch angeordneten Rondellen und einer Erweiterung nach Osten Richtung Falkestraße. Interessant ist, dass die Weserufer, vor allem das westliche, als Promenade und Grünfläche geplant waren. Der Plan überschreibt den damaligen vorhandenen Zustand, an dem ablesbar ist, dass es südlich des Ostertorwalls bereits zu vereinzelter Bebauung gekommen war, wohingegen sich die Stadt nach Nordosten hin wegen des Garnisonsgeländes nicht weiter entwickeln konnte.
Bebauungsplan von 1890/91 (Best. 620 AH Nr.438)
1897 konnte die Stadt diesen Bereich endlich für 600 000 Mark erwerben. Aber die Entstehung der Grünanlage war damit noch nicht gesichert, da gleichzeitig eine neue Kaserne errichtet werden sollte. Schließlich entschied sich der Magistrat für den Bau der Kaserne auf dem sogenannten Sandfeld, dem heutigen Scharnhorstgelände. Aus finanziellen Gründen war aber nicht, wie ursprünglich geplant, das ganze Gelände der Parkanlage vorbehalten, sondern von der Wettorstraße aus wurden nach und nach die Waterloo- und die Sedanstraße bebaut. Die Hamel wurde teilweise begradigt und der 164er-Ring entstand. Weiteren Bebauungen setzte der 1. Weltkrieg ein Ende.
Erst im Frühjahr 1924 wurde beschlossen, an der Stelle des ehemaligen Exerzierplatzes für die Hamelner Sportvereine ein Stadion mit stufenförmig ansteigendem Zuschauerwall, Fußballfeld und 400m- Laufbahn zu errichten, das bis 1961 genutzt wurde. Trotzdem hat man das Stadion immer als Interimslösung betrachtet und die Schaffung des Bürgergartens nie aus den Augen verloren. Schon im Flächennutzungsplan der Stadt von 1950 tauchte die Planung der Grünanlage wieder auf, ein Vorentwurf stammt aus dem Jahr 1955. Schließlich stellte die Kreisgruppe Gartenbau 1958 den offiziellen Antrag an den Rat der Stadt, 1960 den niedersächsischen Gartenbautag in Verbindung mit einer Gartenbauausstellung in Hameln abzuhalten. Da bis dahin keine neue Sportanlage errichtet werden konnte, einigte man sich schließlich darauf, die Veranstaltung 1962 durchzuführen.
Am 31.3.1961 wurde das Stadion geschlossen und mit dem Umbau begonnen. Die Baukosten betrugen 260 000 DM, die Kosten für die Gartenbauausstellung betrugen 48 066 DM, die durch zahlreiche Spenden von Bänken, Blumenzwiebeln, Samen, aber auch Plastiken usw. so gering gehalten werden konnten. Zu der Ausstellung kamen insgesamt 120 000 Besucher, die mit ihrem Eintrittsgeld von 87 600 DM zu einer positiven Bilanz beitrugen.
Um die ovale Rasenfläche, der ehemaligen Laufbahn, wurde der östliche Bereich als Ruhezone mit Staudengarten, kleinem Teich, einer Pergola mit Sitzgelegenheiten eingerichtet, während die Seite am Kastanienwall mit Spielplatz, Schachanlage und drei Springbrunnen der Aktivbereich ist. Nach Norden hin wird der Garten durch ein großes Wasserbecken mit Fontänen abgeschlossen. Vor einigen Jahren wurde die Anlage, die immer noch den Geist der späten 50er Jahre atmete, mit einem neuen Bepflanzungskonzept und der Erlaubnis, die Rasenfläche zu betreten, wohltuend modernisiert.
Detailsicht der heutigen Anlage
Autorin: Dagmar Köhler
Quellen: Archiv Acc. 1995/27 Nr.42., Acc.1995/27 Nr.43.
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