Orte der Erinnerung für die Opfer des Nationalsozialismus
im Kreis Hameln-Pyrmont und angrenzenden Orten

Coppenbrügge

Texte und Fotos: Bernhard Gelderblom
 

Jüdischer Friedhof

Lage und Größe:   Dammstraße (Bundesstraße 1) im Ortszentrum; ca. 1000 qm von ursprünglich 1464
 
Bestand an Steinen:   keine (Belegungsliste von 1936 zählt 64 Grabsteine); vom LV 1962 gesetzter 
 
Daten zur Geschichte:   Bestattungen seit 1787
1836 Kauf des Geländes durch die jüdische Gemeinde
1842 Aufstellung der Torpfosten ("Haus der Lebenden")
1937 letzte Bestattung und Schließung des Friedhofes auf Druck von Bürgermeister und Landrat durch den Regierungspräsidenten
Mai 1938 eigenmächtige Einebnung des Friedhofes durch den Bürgermeister bis auf 4 Grabstellen, deren Ruhefrist noch nicht abgelaufen ist; Verwendung der Steine etc. als Straßenschotter und als Kantsteine bei der Erweiterung des christlichen Friedhofes; Verwendung der Eingangspfosten als Tor des christlichen Friedhofes
9. 11. 1938 Zerstörung der restlichen 4 Steine durch SA aus Coppenbrügge
1943 Verkauf des Grundstückes durch die RV an den Bürgermeister Rückerstattung
1953 gerichtlich abgewiesen (Grundstück im Verkaufswert unter 1000 DM)
1962 erstmals Neugestaltung der Fläche als Friedhof auf Kosten des Landes Niedersachsen; Aufstellung eines Gedenksteins durch den LV; vergebliche Versuche des LV, das Gelände zu kaufen; stattdessen Verpachtung des weiter im Privatbesitz sich befindenden Geländes an den Flecken und Unterverpachtung eines Teilstückes an den LV (Bedingung: der über den Friedhof führende öffentliche Weg muss erhalten bleiben)
1977 Kauf der Fläche durch den Flecken Coppenbrügge; gleichzeitig Abtrennung des östlichen Teils des Geländes zur Errichtung einer Bushaltestelle
1998 Rückgabe an den LV verbunden mit der Aufstellung der alten Torpfosten und einer Informationstafel 
 

 
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Erinnerungstafel

Der jüdische Friedhof von Coppenbrügge

Auf diesem Friedhof haben die Juden aus Coppenbrügge, Brünnighausen und Hohnsen seit 1787 ihre Toten bestattet. 1937 wurde mit Meir Adler der letzte Jude beigesetzt.

In der Zeit des Nationalsozialismus – im Mai 1938 – hat die Gemeinde Coppenbrügge den Friedhof mit seinen über 60 Grabsteinen einebnen lassen. Die letzten vier Grabsteine, die damals stehen geblieben waren, haben SA-Männer aus Coppenbrügge am 9. November 1938 zerschlagen, dem Tag, als in Deutschland die Synagogen brannten. Das Grundstück wurde dann von einem Privatmann gekauft und als Wiese genutzt. 1977 erwarb die Gemeinde Coppenbrügge den Friedhof.

Es dauerte 60 Jahre, bis 1998 der Friedhof in verkleinerter Form durch die Gemeinde Coppenbrügge wieder in jüdische Hände zurückgegeben wurde.

Nach jüdischen religiösen Gesetzen sind Gräber Ruhestätten für alle Zeiten. Ein Friedhof ist Stätte der Ewigkeit, „Haus des Lebens“.

Im Gedenken an jene Bürger von Coppenbrügge und Mitglieder der Jüdischen Gemeinde, die hier nicht begraben werden konnten, sondern in der Zeit des Nationalsozialismus verschleppt und ermordet wurden:

Erich Levy, geb. 1886 in Coppenbrügge, aus Hannover deportiert am 15. 12. 1941 nach Riga, verschollen

Lieschen Levy, geb. Adler, geb. 1889 in Coppenbrügge,
Oskar Levy, geb. 1882 in Coppenbrügge,
Ruth Levy, geb. 1911 in Coppenbrügge
gemeinsam deportiert am 15. 12. 1941 nach Riga, verschollen

Ernst Rothstein, geb. am 9. 8. 1881 in Coppenbrügge, deportiert nach Auschwitz, verschollen

Bertha Spiegel, geb. am 26. 6. 1865 in Coppenbrügge, deportiert aus Frankfurt nach Theresienstadt, gestorben am 18. 9. 1942 in Theresienstadt.

„Ihre Seele möge eingebunden sein in das Bündel des Lebens.“
 

Text:   Bernhard Gelderblom 
Auftraggeber:   Flecken Coppenbrügge
Eingeweiht:   9. November 1998

 
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