"Erinnerungsort Zwangsarbeit" am Weserufer in Hameln
Edmund Bednarek
Janina Bartos
Marija Sapliwaja
Marianna Matusiak
Merem Ibragimowa
Helena Wojcinska und weitere Kinder
Jozef Butniak
Kazimierz Wyszkowski
Ljudmila Boryskina
Jerzy Lewandowski
Monika Kicman
Leokadia Gawronska
Olga Barbesolle
Nastayia Antoniez
Janina Bartos
Janina Bartos, geb. Smus, geb. 1939
Das Foto zeigt sie 2005 in ihrer Wohnung
im Dorf Baszkow im Kreis Sieradz in Polen.
(Foto Gelderblom)
Aus Polen 1943 im Alter von vier Jahren zusammen mit ihren Eltern und ihrem Bruder verschleppt,
musste sie ihre Kindheit bis Kriegsende auf einem Hof in Posteholz (Lk. Hameln-Pyrmont) verbringen.
Janina Bartos in einem Brief vom 29. Juli 2002 an Bernhard Gelderblom:
"Ich bin am 3. Mai 1939 in Baszkow geboren. Im März 1943 wurden wir, das sind ich, mein Bruder Stanislaw und unsere Eltern Lukasz und Maria Smus aus unserem Bauernhof in Baszkow ausgesiedelt. Ich war damals kaum vier Jahre alt.
Wir wurden nach Lodz gebracht, wo das Sammellager war. Dort hatte ich so eine Angst und habe ein solches Grauen erlebt, das einfach unbeschreibbar ist. Die grausamen Umstände im Lager dauerten zweieinhalb Monate.
Eines Tages wurde meine Mutter vor meinen Augen von einem „Kapo“ sehr stark geschlagen. Sie war im siebten Monat schwanger. Sie wurde geschlagen, weil sie sich nicht gleich zum Kartoffelschälen gemeldet hatte, weil sie mit uns Kindern beschäftigt war. Das Bild meiner geschlagenen und blutenden Mutter war für mich schockierend anzusehen. Das erschütterte mich dermaßen, dass ich es nicht verarbeiten kann.
Mitte Mai 1943 wurden wir per Bahn ins Deutsche Reich gefahren, ohne zu wissen wohin. Die Fahrt führte über Hannover nach Hameln und letztendlich nach Posteholz. Am Ende der Reise wurden wir gewaschen und entlaust.
Die harten Umstände haben an unserer schwachen Gesundheit Spuren hinterlassen. Die Eltern mussten schwer auf dem Feld arbeiten, und während dieser Zeit hat mein Bruder auf mich aufgepasst.
Im August 1943 hat meine Mutter den Sohn Stefan geboren. In der Folge dessen, was meine Mutter durchgemacht hatte, starb sie drei Wochen nach der Geburt. Sie war damals 36 Jahre alt. Drei Tage nach dem Tod meiner Mutter wurde mein Bruder Stefan mit einer Spritze getötet. Die beiden wurden zusammen in einen Sarg gelegt und auf dem Friedhof in Hameln beerdigt.
Als kleines Kind habe ich den Tod meiner Mutter sehr tief erlebt und sie fehlte mir sehr. Ich brauchte die Geborgenheit meiner Mutter. Nach dem Tode der Mutter musste auch mein Bruder Stanislaw arbeiten. Er war damals 12 Jahre alt.
1945 haben uns die Amerikaner befreit. Sie haben uns mit Süßigkeiten beschenkt, die ich noch nie gesehen und gegessen hatte. Das waren verschiedene Sorten von Bonbons, Kaugummis, Schokoladen, Fleischdosen usw. Damals war das ein Luxus für uns.
Im Mai 1946 sind wir nach Polen zurückgekehrt. In unserem Heimatdorf trafen wir nur Trümmer an. Unsere Landwirtschaft war zwei Jahre nicht bestellt worden und die Einrichtung war ausgeraubt worden. Wir mussten von Null anfangen.
Mein Vater hat nach einem Jahr wieder geheiratet. Ich hatte eine Stiefmutter, die mich nicht verwöhnte. So manchen Tag saß ich in der Ecke und weinte. Mein Vater, vom Kriegsgeschehen geschwächt, konnte mir kleinem Kind keine Zuwendung mehr geben. Als Kind war ich sehr schüchtern, hatte vor jedem Angst und das Gefühl, minderwertig zu sein. Die fehlende Mutterliebe und die Sehnsucht nach Geborgenheit werfen heute noch einen Schatten auf mein Leben."
Bearbeitung: Bernhard Gelderblom

