"Erinnerungsort Zwangsarbeit" am Weserufer in Hameln
Edmund Bednarek
Janina Bartos
Marija Sapliwaja
Marianna Matusiak
Merem Ibragimowa
Helena Wojcinska und weitere Kinder
Jozef Butniak
Kazimierz Wyszkowski
Ljudmila Boryskina
Jerzy Lewandowski
Monika Kicman
Leokadia Gawronska
Olga Barbesolle
Nastayia Antoniez
Marija Sapliwaja

Marija Sapliwaja, geb. 1927
Auf dem Foto, das am Tage ihrer Ankunft in Hameln gemacht wurde,
trägt sie aufgenäht das Kennzeichen „OST“.
(Kreisarchiv HM-P, Aufenthaltsanzeigen)
Aus der Ukraine im November 1942 im Alter von 15 Jahren verschleppt,
musste sie bis Kriegsende Zwangsarbeit in einer Möbelfabrik in Hameln leisten.
Marija Sapliwaja in einem Brief vom August 2001 an Bernhard Gelderblom:
"1942 beendete ich die 8. Klasse der Schule und am 24. November wurde ich nach Deutschland verschleppt. Ich war damals 15 Jahre alt und kleinwüchsig.
Die Fahrt war sehr schwer. Bis dahin hatte ich sogar keinen Eisenbahnzug gesehen. Wir fuhren zwei Wochen und wurden in die Stadt Hameln gebracht. Unterwegs wurden wir zweimal durch die Gesundheitskommission geprüft.
Ich und noch neun Mädchen wurden in die Möbelfabrik Sinram & Wendt in Hameln geschickt. Aus meiner Gegend waren noch zwei Mädchen. Eine ist statt ihrer Mutter gefahren. Aber später wurde auch die Mutter weggeschleppt.
Ich arbeitete an einer Werkzeugmaschine, wo das Gewinde zum Einschrauben der Haken in die Kleiderbügel geschnitten wurde.
Wir wohnten im Lager, das sich neben der Fabrik befand. Zwei alte Italiener brachten uns das Essen aus der Stadt. Wir hatten aber wenig zum Essen. Wir waren immer hungrig. Wegen unseres Hungers haben wir Zuckerrüben auf dem Bahnhof geklaut. So überlebten wir diese schwere Zeit.
Unsere Arbeit war sehr schlecht bezahlt. Ich ging an den Ruhetagen arbeiten, um mir etwas Geld zu verdienen. Ich putzte in Wohnungen oder arbeitete in Gemüsegärten.
Der Meister in der Fabrik erlaubte uns nicht, mit anderen Leuten zu verkehren. Sowieso blieben wir meistens im Lager. Wir fürchteten uns vor der Polizei.
Ein alter Deutscher, der an einer Werkzeugmaschine arbeitete, hat mir einen hölzernen Pilz zum Stopfen ausgeschnitten und sagte: ‚Nimm, Mariechel, zum Andenken. Das wird Dich in der Ukraine an mich erinnern.‘ Ich bewahre diesen Pilz bis jetzt auf."

Marija Sapliwaja 2006 bei ihrem Besuch in Hameln
(Foto Gelderblom)
Bearbeitung: Bernhard Gelderblom